physische Basis eine Seltenheit war, deren das Talent zu seiner
Erfuellung bedarf,--einem Geschlechte, das frueh sein Bestes zu geben
pflegt und in dem das Koennen es selten zu Jahren bringt. Aber sein
Lieblingswort war "Durchhalten",--er sah in seinem Friedrich-Roman
nichts anderes als die Apotheose dieses Befehlswortes, das ihm als der
Inbegriffleitend-taetiger Tugend erschien. Auch wuenschte er sehnlichst,
alt zu werden, denn er hatte von jeher dafuer gehalten, dass wahrhaft
gross, umfassend, ja wahrhaft ehrenwert nur das Kuenstlertum zu nennen
sei, dem es beschieden war, auf allen Stufen des Menschlichen
charakteristisch fruchtbar zu sein.
Da er also die Aufgaben, mit denen sein Talent ihn belud, auf zarten
Schultern tragen und weit gehen wollte, so bedurfte er hoechlich der
Zucht,--und Zucht war ja zum Gluecke sein eingeborenes Erbteil von
vaeterlicher Seite. Mit vierzig, mit fuenfzig Jahren wie schon in einem
Alter, wo andere verschwenden, schwaermen, die Ausfuehrung grosser Plaene
getrost verschieben, begann er seinen Tag beizeiten mit Stuerzen
kalten Wassers ueber Brust und Ruecken und brachte dann, ein Paar hoher
Wachskerzen in silbernen Leuchtern zu Haeupten des Manuskripts, die
Kraefte, die er im Schlaf gesammelt, in zwei oder drei inbruenstig
gewissenhaften Morgenstunden der Kunst zum Opfer dar. Es war
verzeihlich, ja, es bedeutete recht eigentlich den Sieg seiner
Moralitaet, wenn Unkundige die Maja-Welt oder die epischen Massen,
in denen sich Friedrichs Heldenleben entrollte, fuer das Erzeugnis
gedrungener Kraft und eines langen Atems hielten, waehrend sie vielmehr
in kleinen Tagewerken aus hundert Einzelinspirationen zur Groesse
emporgeschichtet und nur darum so durchaus und an jedem Punkte
vortrefflich waren, weil ihr Schoepfer mit einer Willensdauer und
Zaehigkeit, derjenigen aehnlich, die seine Heimatprovinz eroberte,
jahrelang unter der Spannung eines und desselben Werkes ausgehalten
und an die eigentliche Herstellung ausschliesslich seine staerksten und
wuerdigsten Stunden gewandt hatte.
Damit ein bedeutendes Geistesprodukt auf der Stelle eine breite und
tiefe Wirkung zu ueben vermoege, muss eine tiefe Verwandtschaft, ja
Uebereinstimmung zwischen dem persoenlichen Schicksal seines Urhebers
und dem allgemeinen des mitlebenden Geschlechtes bestehen. Die
Menschen wissen nicht, warum sie einem Kunstwerk Ruhm bereiten. Weit
entfernt von Kennerschaft, glauben sie hundert Vorzuege daran zu
entdecken, u
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