lentes! Etwas
Amtlich-Erzieherisches trat mit der Zeit in Gustav Aschenbachs
Vorfuehrungen ein, sein Stil entriet in spaeteren Jahren der
unmittelbaren Kuehnheiten, der subtilen und neuen Abschattungen, er
wandelte sich ins Mustergueltig-Feststehende, Geschliffen-Herkoemmliche,
Erhaltende, Formelle, selbst Formelhafte, und wie die Ueberlieferung es
von Ludwig dem Vierzehnten wissen will, so verbannte der Alternde aus
seiner Sprachweise jedes gemeine Wort: Damals geschah es, dass die
Unterrichtsbehoerde ausgewaehlte Seiten von ihm in die vorgeschriebenen
Schullesebuecher uebernahm. Es war ihm innerlich gemaess, und er lehnte
nicht ab, als ein deutscher Fuerst, soeben zum Throne gelangt, dem
Dichter des "Friedrich" zu seinem fuenfzigsten Geburtstag den
persoenlichen Adel verlieh.
Nach einigen Jahren der Unruhe, einigen Versuchsaufenthalten da und
dort waehlte er fruehzeitig Muenchen zum dauernden Wohnsitz und lebte
dort in buergerlichem Ehrenstande, wie er dem Geiste in besonderen
Einzelfaellen zuteil wird. Die Ehe, die er in noch jugendlichem Alter
mit einem Maedchen aus gelehrter Familie eingegangen, wurde nach kurzer
Gluecksfrist durch den Tod getrennt. Eine Tochter, schon Gattin, war
ihm geblieben. Einen Sohn hatte er nie besessen.
Gustav von Aschenbach war ein wenig unter Mittelgroesse, bruenett,
rasiert. Sein Kopf erschien ein wenig zu gross im Verhaeltnis zu der
fast zierlichen Gestalt. Sein rueckwaerts gebuerstetes Haar, am Scheitel
gelichtet, an den Schlaefen sehr voll und stark ergraut, umrahmte eine
hohe, zerklueftete und gleichsam narbige Stirn. Der Buegel einer
Goldbrille mit randlosen Glaesern schnitt in die Wurzel der
gedrungenen, edel gebogenen Nase ein. Der Mund war gross, oft schlaff,
oft ploetzlich schmal und gespannt; die Wangenpartie mager und
gefurcht, das wohlausgebildete Kinn weich gespalten. Bedeutende
Schicksale schienen ueber dies meist leidend seitwaerts geneigte Haupt
hinweggegangen zu sein, und doch war die Kunst es gewesen, die hier
jene physiognomische Durchbildung uebernommen hatte, welche sonst das
Werk eines schweren, bewegten Lebens ist. Hinter dieser Stirn waren
die blitzenden Repliken des Gespraechs zwischen Voltaire und dem Koenige
ueber den Krieg geboren; diese Augen, muede und tief durch die Glaeser
blickend, hatten das blutige Inferno der Lazarette des Siebenjaehrigen
Krieges gesehen. Auch persoenlich genommen ist ja die Kunst ein
erhoehtes Leben. Sie beglueckt tiefer, sie ver
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