n heimgesucht und sein Befinden so schwer
geschaedigt, dass er Venedig wie ein Fliehender hatte verlassen muessen.
Stellte nicht schon wieder die fiebrige Unlust von damals, der Druck
in den Schlaefen, die Schwere der Augenlider sich ein? Noch einmal den
Aufenthalt zu wechseln wuerde laestig sein; wenn aber der Wind nicht
umschlug, so war seines Bleibens hier nicht. Er packte zur Sicherheit
nicht voellig aus. Um neun Uhr fruehstueckte er in dem hierfuer
vorbehaltenen Buefettzimmer zwischen Halle und Speisesaal.
In dem Raum herrschte die feierliche Stille, die zum Ehrgeiz der
grossen Hotels gehoert. Die bedienenden Kellner gingen auf leisen Sohlen
umher. Ein Klappern des Teegeraetes, ein halbgefluestertes Wort war
alles, was man vernahm. In einem Winkel, schraeg gegenueber der Tuer und
zwei Tische von seinem entfernt, bemerkte Aschenbach die polnischen
Maedchen mit ihrer Erzieherin. Sehr aufrecht, das aschblonde Haar neu
geglaettet und mit geroeteten Augen, in steifen blauleinenen Kleidern
mit kleinen weissen Fallkraegen und Manschetten sassen sie da und
reichten einander ein Glas mit Eingemachtem. Sie waren mit ihrem
Fruehstueck fast fertig. Der Knabe fehlte.
Aschenbach laechelte. Nun kleiner Phaeake! dachte er. Du scheinst vor
diesen das Vorrecht beliebigen Ausschlafens zu geniessen. Und ploetzlich
aufgeheitert rezitierte er bei sich selbst den Vers:
"Oft veraenderten Schmuck und warme Baeder und Ruhe."
Er fruehstueckte ohne Eile, empfing aus der Hand des Portiers, der mit
gezogener Tressenmuetze in den Saal kam, einige nachgesandte Post und
oeffnete, eine Zigarette rauchend, ein paar Briefe. So geschah es, dass
er dem Eintritt des Langschlaefers noch beiwohnte, den man dort drueben
erwartete.
Er kam durch die Glastuer und ging in der Stille schraeg durch den Raum
zum Tisch seiner Schwestern. Sein Gehen war sowohl in der Haltung des
Oberkoerpers wie in der Bewegung der Kniee, dem Aufsetzen des
weissbeschuhten Fusses von ausserordentlicher Anmut, sehr leicht,
zugleich zart und stolz und verschoent noch durch die kindliche
Verschaemtheit, in welcher er zweimal unterwegs, mit einer Kopfwendung
in den Saal, die Augen aufschlug und senkte. Laechelnd, mit einem
halblauten Wort in seiner weich verschwommenen Sprache nahm er seinen
Platz ein, und jetzt zumal, da er dem Schauenden sein genaues Profil
zuwandte, erstaunte dieser aufs neue, ja erschrak ueber die wahrhaft
gottaehnliche Schoenheit des Menschenkindes. Der K
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