inige Worte in franzoesischer Sprache an
die Erzieherin richtete. Dann schritt sie zur Glastuer. Die Geschwister
folgten ihr: die Maedchen in der Reihenfolge ihres Alters, nach ihnen
die Gouvernante, zuletzt der Knabe. Aus irgend einem Grunde wandte er
sich um, bevor er die Schwelle ueberschritt, und da niemand sonst mehr
in der Halle sich aufhielt, begegneten seine eigentuemlich daemmergrauen
Augen denen Aschenbachs, der, seine Zeitung auf den Knien, in
Anschauung versunken, der Gruppe nachblickte.
Was er gesehen, war gewiss in keiner Einzelheit auffallend gewesen. Man
war nicht vor der Mutter zu Tische gegangen, man hatte sie erwartet,
sie ehrerbietig begruesst und beim Eintritt in den Saal gebraeuchliche
Formen beobachtet. Allein das alles hatte sich so ausdruecklich, mit
einem solchen Akzent von Zucht, Verpflichtung und Selbstachtung
dargestellt, dass Aschenbach sich sonderbar ergriffen fuehlte. Er
zoegerte noch einige Augenblicke, ging dann auch seinerseits in den
Speisesaal hinueber und liess sich sein Tischchen anweisen, das, wie er
mit einer kurzen Regung des Bedauerns feststellte, sehr weit von dem
der polnischen Familie entfernt war.
Muede und dennoch geistig bewegt, unterhielt er sich waehrend der
langwierigen Mahlzeit mit abstrakten, ja transzendenten Dingen, sann
nach ueber die geheimnisvolle Verbindung, welche das Gesetzmaessige mit
dem Individuellen eingehen muesse, damit menschliche Schoenheit
entstehe, kam von da aus auf allgemeine Probleme der Form und der
Kunst und fand am Ende, dass seine Gedanken und Funde gewissen
scheinbar gluecklichen Einfluesterungen des Traumes glichen, die sich
bei ernuechtertem Sinn als vollstaendig schal und untauglich erweisen.
Er hielt sich nach Tische rauchend, sitzend, umherwandelnd, in dem
abendlich duftenden Parke auf, ging zeitig zur Ruhe und verbrachte die
Nacht in anhaltend tiefem, aber von Traumbildern verschiedentlich
belebtem Schlaf.
Das Wetter liess sich am folgenden Tage nicht guenstiger an. Landwind
ging. Unter fahlem, bedecktem Himmel lag das Meer in stumpfer Ruhe,
verschrumpft gleichsam, mit nuechtern nahem Horizont und so weit vom
Strande zurueckgetreten, dass es mehrere Reihen langer Sandbaenke
freiliess. Als Aschenbach sein Fenster oeffnete, glaubte er den fauligen
Geruch der Lagune zu spueren.
Verstimmung befiel ihn. Schon in diesem Augenblick dachte er an
Abreise. Einmal, vor Jahren, hatte nach zwei heiteren Fruehlingswochen
hier dies Wetter ih
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