taenden eine wirklichere Unwahrheit, als die verschmaehte
Korrektur bedeuten wuerde. In Ihrem Falle, mein Herr, hat man ein Recht
auf seine natuerliche Haarfarbe. Sie erlauben mir, Ihnen die Ihrige
einfach zurueckzugeben?"
"Wie das?" fragte Aschenbach.
Da wusch der Beredte das Haar des Gastes mit zweierlei Wasser, einem
klaren und einem dunklen, und es war schwarz wie in jungen Jahren. Er
bog es hierauf mit der Brennscheere in weiche Lagen, trat rueckwaerts
und musterte das behandelte Haupt.
"Es waere nun nur noch", sagte er, "die Gesichtshaut ein wenig
aufzufrischen."
Und wie jemand, der nicht enden, sich nicht genug tun kann, ging er
mit immer neu belebter Geschaeftigkeit von einer Hantierung zur anderen
ueber. Aschenbach, bequem ruhend, der Abwehr nicht faehig, hoffnungsvoll
erregt vielmehr von dem, was geschah, sah im Glase seine Brauen sich
entschiedener und ebenmaessiger woelben, den Schnitt seiner Augen sich
verlaengern, ihren Glanz durch eine leichte Untermalung des Lides sich
heben, sah weiter unten, wo die Haut braeunlich-ledern gewesen, weich
aufgetragen, ein zartes Karmin erwachen, seine Lippen, blutarm soeben
noch, himbeerfarben schwellen, die Furchen der Wangen, des Mundes, die
Runzeln der Augen unter Creme und Jugendhauch verschwinden,--erblickte
mit Herzklopfen einen bluehenden Juengling. Der Kosmetiker gab sich
endlich zufrieden, indem er nach Art solcher Leute dem, den er bedient
hatte, mit kriechender Hoeflichkeit dankte. "Eine unbedeutende
Nachhilfe", sagte er, indem er eine letzte Hand an Aschenbachs Aeusseres
legte. "Nun kann der Herr sich unbedenklich verlieben." Der Berueckte
ging, traumgluecklich, verwirrt und furchtsam. Seine Krawatte war rot,
sein breitschattender Strohhut mit einem mehrfarbigen Bande umwunden.
Lauwarmer Sturmwind war aufgekommen; es regnete selten und spaerlich,
aber die Luft war feucht, dick und von Faeulnisduensten erfuellt.
Flattern, Klatschen und Sausen umgab das Gehoer, und dem unter der
Schminke Fiebernden schienen Windgeister ueblen Geschlechts im Raume
ihr Wesen zu treiben, unholdes Gevoegel des Meeres, das des
Verurteilten Mahl zerwuehlt, zernagt und mit Unrat schaendet. Denn die
Schwuele wehrte der Esslust, und die Vorstellung draengte sich auf, dass
die Speisen mit Ansteckungsstoffen vergiftet seien.
Auf den Spuren des Schoenen hatte Aschenbach sich eines Nachmittags in
das innere Gewirr der kranken Stadt vertieft. Mit versagendem
Ortssinn, da die Gaes
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