hn auf dem Brettersteig hinter den
Huetten, er will ihm die Hand aufs Haupt, auf die Schulter legen und
irgend ein Wort, eine freundliche franzoesische Phrase schwebt ihm auf
den Lippen: da fuehlt er, dass sein Herz, vielleicht auch vom schnellen
Gang, wie ein Hammer schlaegt, dass er, so knapp bei Atem, nur gepresst
und bebend wird sprechen koennen; er zoegert, er sucht sich zu
beherrschen, er fuerchtet ploetzlich, schon zu lange dicht hinter dem
Schoenen zu gehen, fuerchtet sein Aufmerksamwerden, sein fragendes
Umschauen, nimmt noch einen Anlauf, versagt, verzichtet und geht
gesenkten Hauptes vorueber.
Zu spaet! dachte er in diesem Augenblick. Zu spaet! Jedoch war es zu
spaet? Dieser Schritt, den zu tun er versaeumte, er haette sehr
moeglicherweise zum Guten, Leichten und Frohen, zu heilsamer
Ernuechterung gefuehrt. Allein es war wohl an dem, dass der Alternde die
Ernuechterung nicht wollte, dass der Rausch ihm zu teuer war. Wer
entraetselt Wesen und Gepraege des Kuenstlertums! Wer begreift die tiefe
Instinktverschmelzung von Zucht und Zuegellosigkeit, worin es beruht!
Denn heilsame Ernuechterung nicht wollen zu koennen, ist Zuegellosigkeit.
Aschenbach war zur Selbstkritik nicht mehr aufgelegt; der Geschmack,
die geistige Verfassung seiner Jahre, Selbstachtung, Reife und spaete
Einfachheit machten ihn nicht geneigt, Beweggruende zu zergliedern und
zu entscheiden, ob er aus Gewissen, ob aus Liederlichkeit und Schwaeche
sein Vorhaben nicht ausgefuehrt habe. Er war verwirrt, er fuerchtete,
dass irgend jemand, wenn auch der Strandwaechter nur, seinen Lauf, seine
Niederlage beobachtet haben moechte, fuerchtete sehr die Laecherlichkeit.
Im uebrigen scherzte er bei sich selbst ueber seine komisch-heilige
Angst. "Bestuerzt", dachte er, "bestuerzt wie ein Hahn, der angstvoll
seine Fluegel im Kampfe haengen laesst. Das ist wahrlich der Gott, der
beim Anblick des Liebenswuerdigen so unseren Mut bricht und unsern
stolzen Sinn so gaenzlich zu Boden drueckt..." Er spielte, schwaermte und
war viel zu hochmuetig, um ein Gefuehl zu fuerchten.
Schon ueberwachte er nicht mehr den Ablauf der Mussezeit, die er sich
selber gewaehrt; der Gedanke an Heimkehr beruehrte ihn nicht einmal. Er
hatte sich reichlich Geld verschrieben. Seine Besorgnis galt einzig
der moeglichen Abreise der polnischen Familie; doch hatte er unter der
Hand, durch beilaeufige Erkundigung beim Coiffeur des Hotels, erfahren,
dass diese Herrschaften ganz kurz vor seine
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