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sich zum Ausdruck physischer Uebelkeit verzerrte. "Man soll schweigen!" fluesterte er heftig. Und: "Ich werde schweigen!" Das Bewusstsein seiner Mitwisserschaft, seiner Mitschuld berauschte ihn, wie geringe Mengen Weines ein muedes Hirn berauschen. Das Bild der heimgesuchten und verwahrlosten Stadt, wuest seinem Geiste vorschwebend, entzuendete in ihm Hoffnungen, unsagbar, die Vernunft ueberschreitend, und von ungeheuerlicher Suessigkeit. Was war ihm das zarte Glueck, von dem er vorhin einen Augenblick getraeumt, verglichen mit diesen Erwartungen? Was galt ihm noch Kunst und Tugend gegenueber den Vorteilen des Chaos? Er schwieg und blieb. In dieser Nacht hatte er einen furchtbaren Traum,--wenn man als Traum ein koerperhaft-geistiges Erlebnis bezeichnen kann, das ihm zwar im tiefsten Schlaf und in voelligster Unabhaengigkeit und sinnlicher Gegenwart widerfuhr, aber ohne dass er sich ausser den Geschehnissen im Raume wandelnd und anwesend sah; sondern ihr Schauplatz war vielmehr seine Seele selbst, und sie brachen von aussen herein, seinen Widerstand--einen tiefen und geistigen Widerstand--gewalttaetig niederwerfend, gingen hindurch und liessen seine Existenz, liessen die Kultur seines Lebens verheert, vernichtet zurueck. Angst war der Anfang, Angst und Lust und eine entsetzte Neugier nach dem, was kommen wollte. Nacht herrschte, und seine Sinne lauschten; denn weither naeherte sich Getuemmel, Getoese, ein Gemisch von Laerm: Rasseln, Schmettern und dumpfes Donnern, schrilles Jauchzen dazu und ein bestimmtes Geheul im gezogenen u-Laut, alles durchsetzt und grauenhaft suess uebertoent von tief girrendem, ruchlos beharrlichen Floetenspiel, welches auf schamlos zudringende Art die Eingeweide bezauberte. Aber er wusste ein Wort, dunkel, doch das benennend was kam: "_Der fremde Gott!_" Qualmige Glut glomm auf: da erkannte er Bergland, aehnlich dem um sein Sommerhaus. Und in zerrissenem Licht, von bewaldeter Hoehe, zwischen Staemmen und moosigen Felstruemmern waelzte es sich und stuerzte wirbelnd herab: Menschen, Tiere, ein Schwarm, eine tobende Rotte, und ueberschwemmte die Halde mit Leibern, Flammen, Tumult und taumelndem Rundtanz. Weiber, strauchelnd ueber zu lange Fellgewaender, die ihnen vom Guertel hingen, schuettelten Schellentrommeln ueber ihren stoehnend zurueckgeworfenen Haeuptern, schwangen stiebende Fackelbraende und nackte Dolche, hielten zuengelnde Schlangen in der Mitte des Leibes erfasst oder trugen schreiend
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