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eberhoerte die Frage, und als sie dringlicher gestellt ward, erklaerte er, er wisse von nichts und suchte mit verlegener Beredsamkeit abzulenken. Das war um Mittag. Nachmittags fuhr Aschenbach bei Windstille und schwerem Sonnenbrand nach Venedig; denn ihn trieb die Manie, den polnischen Geschwistern zu folgen, die er mit ihrer Begleiterin den Weg zur Dampferbruecke hatte einschlagen sehen. Er fand den Abgott nicht bei San Marco. Aber beim Tee, an seinem eisernen Rundtischchen auf der Schattenseite des Platzes sitzend, witterte er ploetzlich in der Luft ein eigentuemliches Arom, von dem ihm jetzt schien, als habe es schon seit Tagen, ohne ihm ins Bewusstsein zu dringen, seinen Sinn beruehrt,--einen suesslich-offizinellen Geruch, der an Elend und Wunden und verdaechtige Reinlichkeit erinnerte. Er pruefte und erkannte ihn nachdenklich, beendete seinen Imbiss und verliess den Platz auf der dem Tempel gegenueberliegenden Seite. In der Enge verstaerkte sich der Geruch. An den Strassenecken hafteten gedruckte Anschlaege, durch welche die Bevoelkerung wegen gewisser Erkrankungen des gastrischen Systems, die bei dieser Witterung an der Tagesordnung seien, vor dem Genusse von Austern und Muscheln, auch vor dem Wasser der Kanaele stadtvaeterlich gewarnt wurde. Die beschoenigende Natur des Erlasses war deutlich. Volksgruppen standen schweigsam auf Bruecken und Plaetzen beisammen; und der Fremde stand spuerend und gruebelnd unter ihnen. Einen Ladeninhaber, der zwischen Korallenschnueren und falschen Amethyst-Geschmeiden in der Tuere seines Gewoelbes lehnte, bat er um Auskunft ueber den fatalen Geruch. Der Mann mass ihn mit schweren Augen und ermunterte sich hastig. "Eine vorbeugende Massregel, mein Herr!" antwortete er mit Gebaerdenspiel. "Eine Verfuegung der Polizei, die man billigen muss. Diese Witterung drueckt, der Scirocco ist der Gesundheit nicht zutraeglich. Kurz, Sie verstehen,--eine vielleicht uebertriebene Vorsicht..." Aschenbach dankte ihm und ging weiter. Auch auf dem Dampfer, der ihn zum Lido zuruecktrug, spuerte er jetzt den Geruch des keimbekaempfenden Mittels. Ins Hotel zurueckgekehrt, begab er sich sogleich in die Halle zum Zeitungstisch und hielt in den Blaettern Umschau. Er fand in den fremdsprachigen nichts. Die heimatlichen verzeichneten Geruechte, fuehrten schwankende Ziffern an, gaben amtliche Ableugnungen wieder und bezweifelten deren Wahrhaftigkeit. So erklaerte sich der Abzug des deutschen und oesterr
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