r Kirche stiegen in die Flut; ein Bettler, darauf
kauernd, sein Elend beteuernd, hielt seinen Hut hin und zeigte das
Weisse der Augen, als sei er blind, ein Altertumshaendler, vor seiner
Spelunke, lud den Vorueberziehenden mit kriecherischen Gebaerden zum
Aufenthalt ein, in der Hoffnung, ihn zu betruegen. Das war Venedig, die
schmeichlerische und verdaechtige Schoene,--diese Stadt, halb Maerchen,
halb Fremdenfalle, in deren fauliger Luft die Kunst einst
schwelgerisch aufwucherte und welche den Musikern Klaenge eingab, die
wiegen und buhlerisch einlullen. Dem Abenteuernden war es, als traenke
sein Auge dergleichen Ueppigkeit, als wuerde sein Ohr von solchen
Melodien umworben; er erinnerte sich auch, dass die Stadt krank sei und
es aus Gewinnsucht verheimliche, und er spaehte ungezuegelter aus nach
der voranschwebenden Gondel.
So wusste und wollte denn der Verwirrte nichts anderes mehr, als den
Gegenstand, der ihn entzuendete, ohne Unterlass zu verfolgen, von ihm
zu traeumen, wenn er abwesend war, und, nach der Weise der Liebenden,
seinem blossen Schattenbild zaertliche Worte zu geben. Einsamkeit,
Fremde und das Glueck eines spaeten und tiefen Rausches ermutigten und
ueberredeten ihn, sich auch das Befremdlichste ohne Scheu und Erroeten
durchgehen zu lassen, wie es denn vorgekommen war, dass er, spaet abends
von Venedig heimkehrend, im ersten Stock des Hotels an des Schoenen
Zimmertuer Halt gemacht, seine Stirn in voelliger Trunkenheit an die
Angel der Tuer gelehnt und sich lange von dort nicht zu trennen
vermocht hatte, auf die Gefahr, in einer so wahnsinnigen Lage ertappt
und betroffen zu werden.
Dennoch fehlte es nicht an Augenblicken des Innehaltens und der halben
Besinnung. Auf welchen Wegen! dachte er dann mit Bestuerzung. Auf
welchen Wegen! Wie jeder Mann, dem natuerliche Verdienste ein
aristokratisches Interesse fuer seine Abstammung einfloessen, war er
gewohnt, bei den Leistungen und Erfolgen seines Lebens der Vorfahren
zu gedenken, sich ihrer Zustimmung, ihrer Genugtuung, ihrer
notgedrungenen Achtung im Geiste zu versichern. Er dachte ihrer auch
jetzt und hier, verstrickt in ein so unstatthaftes Erlebnis, begriffen
in so exotischen Ausschweifungen des Gefuehls; gedachte der
haltungsvollen Strenge, der anstaendigen Maennlichkeit ihres Wesens und
laechelte schwermuetig. Was wuerden sie sagen? Aber freilich, was haetten
sie zu seinem ganzen Leben gesagt, das von dem ihren so bis zur
Entartung abgewichen war, zu
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