diesem Leben im Banne der Kunst, ueber das
er selbst einst, im Buergersinne der Vaeter, so spoettische
Juenglingserkenntnisse hatte verlauten lassen und das dem ihren im
Grunde so aehnlich gewesen war! Auch er hatte gedient, auch er sich in
harter Zucht geuebt; auch er war Soldat und Kriegsmann gewesen, gleich
manchen von ihnen,--denn die Kunst war ein Krieg, ein aufreibender
Kampf, fuer welchen man heute nicht lange taugte. Ein Leben der
Selbstueberwindung und des Trotzdem, ein herbes, standhaftes und
enthaltsames Leben, das er zum Sinnbild fuer einen zarten und
zeitgemaessen Heroismus gestaltet hatte,--wohl durfte er es maennlich,
durfte es tapfer nennen, und es wollte ihm scheinen, als sei der Eros,
der sich seiner bemeistert, einem solchen Leben auf irgendeine Weise
besonders gemaess und geneigt. Hatte er nicht bei den tapfersten Voelkern
vorzueglich in Ansehen gestanden, ja, hiess es nicht, dass er durch
Tapferkeit in ihren Staedten geblueht habe? Zahlreiche Kriegshelden der
Vorzeit hatten willig sein Joch getragen, denn gar keine Erniedrigung
galt, die der Gott verhaengte, und Taten, die als Merkmale der Feigheit
waeren gescholten worden, wenn sie um anderer Zwecke willen geschehen
waeren: Fussfaelle, Schwuere, instaendige Bitten und sklavisches Wesen,
solche gereichten dem Liebenden nicht zur Schande, sondern er erntete
vielmehr noch Lob dafuer.
So war des Betoerten Denkweise bestimmt, so suchte er sich zu stuetzen,
seine Wuerde zu wahren. Aber zugleich wandte er bestaendig eine spuerende
und eigensinnige Aufmerksamkeit den unsauberen Vorgaengen im Innern
Venedigs zu, jenem Abenteuer der Aussenwelt, das mit dem seines Herzens
dunkel zusammenfloss und seine Leidenschaft mit unbestimmten,
gesetzlosen Hoffnungen naehrte. Versessen darauf, Neues und Sicheres
ueber Stand oder Fortschritt des Uebels zu erfahren, durchstoeberte er in
den Kaffeehaeusern der Stadt die heimatlichen Blaetter, da sie vom
Lesetisch der Hotelhalle seit mehreren Tagen verschwunden waren.
Behauptungen und Widerrufe wechselten darin. Die Zahl der
Erkrankungs-, der Todesfaelle sollte sich auf zwanzig, auf vierzig, ja
hundert und mehr belaufen, und gleich darauf wurde jedes Auftreten der
Seuche wenn nicht rundweg in Abrede gestellt, so doch auf voellig
vereinzelte, von aussen eingeschleppte Faelle zurueckgefuehrt. Warnende
Bedenken, Proteste gegen das gefaehrliche Spiel der welschen Behoerden
waren eingestreut. Gewissheit war nicht zu erlangen.
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