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undertem Laecheln. Er sann, er traeumte, langsam bildeten seine Lippen einen Namen, und noch immer laechelnd, mit aufwaerts gekehrtem Antlitz, die Haende im Schoesse gefaltet, entschlummerte er in seinem Sessel noch einmal. Aber der Tag, der so feurig-festlich begann, war im ganzen seltsam gehoben und mythisch verwandelt. Woher kam und stammte der Hauch, der auf einmal so sanft und bedeutend, hoeherer Einfluesterung gleich, Schlaefe und Ohr umspielte? Weisse Federwoelkchen standen in verbreiteten Scharen am Himmel, gleich weidenden Herden der Goetter. Staerkerer Wind erhob sich, und die Rosse Poseidons liefen, sich baeumend, daher, Stiere auch wohl, dem Blaeulichgelockten gehoerig, welche mit Bruellen anrennend die Hoerner senkten. Zwischen dem Felsengeroell des entfernteren Strandes jedoch huepften die Wellen empor als springende Ziegen. Eine heilig entstellte Welt voll panischen Lebens schloss den Berueckten ein, und sein Herz traeumte zarte Fabeln. Mehrmals, wenn hinter Venedig die Sonne sank, sass er auf einer Bank im Park, um Tadzio zuzuschauen, der sich, weiss gekleidet und farbig geguertet, auf dem gewalzten Kiesplatz mit Ballspiel vergnuegte, und Hyakinthos war es, den er zu sehen glaubte, und der sterben musste, weil zwei Goetter ihn liebten. Ja, er empfand Zephyrs schmerzenden Neid auf den Nebenbuhler, der des Orakels, des Bogens und der Kithara vergass, um immer mit dem Schoenen zu spielen; er sah die Wurfscheibe, von grausamer Eifersucht gelenkt, das liebliche Haupt treffen, er empfing, erblassend auch er, den geknickten Leib, und die Blume, dem suessen Blute entsprossen, trug die Inschrift seiner unendlichen Klage... Seltsamer, heikler ist nichts als das Verhaeltnis von Menschen, die sich nur mit den Augen kennen,--die taeglich, ja stuendlich einander begegnen, beobachten und dabei den Schein gleichgueltiger Fremdheit grusslos und wortlos aufrecht zu halten durch Sittenzwang oder eigene Grille genoetigt sind. Zwischen ihnen ist Unruhe und ueberreizte Neugier, die Hysterie eines unbefriedigten, unnatuerlich unterdrueckten Erkenntnis-und Austauschbeduerfnisses und namentlich auch eine Art von gespannter Achtung. Denn der Mensch liebt und ehrt den Menschen, so lange er ihn nicht zu beurteilen vermag, und die Sehnsucht ist ein Erzeugnis mangelhafter Erkenntnis. Irgend eine Beziehung und Bekanntschaft musste sich notwendig ausbilden zwischen Aschenbach und dem jungen Tadzio, und mit durchdringender Freude
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