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versaeumt und dass er schon da war, schon in dem blau und weissen
Badeanzug, der jetzt am Strand seine einzige Kleidung war, sein
gewohntes Treiben in Sonne und Sand wieder aufgenommen hatte,--dies
lieblich nichtige, muessig unstete Leben, das Spiel war und Ruhe, ein
Schlendern, Waten, Graben, Haschen, Lagern und Schwimmen, bewacht,
berufen von den Frauen auf der Plattform, die mit Kopfstimmen seinen
Namen ertoenen liessen: "Tadziu! Tadziu!" und zu denen er mit eifrigem
Gebaerdenspiel gelaufen kam, ihnen zu erzaehlen, was er erlebt, ihnen
zu zeigen, was er gefunden, gefangen: Muscheln, Seepferdchen, Quallen
und seitlich laufende Krebse. Aschenbach verstand nicht ein Wort von
dem, was er sagte, und mochte es das Alltaeglichste sein, es war
verschwommener Wohllaut in seinem Ohr. So erhob Fremdheit des Knaben
Rede zur Musik, eine uebermuetige Sonne goss verschwenderischen Glanz
ueber ihn aus, und die erhabene Tiefsicht des Meeres war immer seiner
Erscheinung Folie und Hintergrund.
Bald kannte der Betrachtende jede Linie und Pose dieses so gehobenen,
so frei sich darstellenden Koerpers, begruesste freudig jede schon
vertraute Schoenheit aufs Neue und fand der Bewunderung, der zarten
Sinneslust kein Ende. Man rief den Knaben, einen Gast zu begruessen, der
den Frauen bei der Huette aufwartete; er lief herbei, lief nass
vielleicht aus der Flut, er warf die Locken, und indem er die Hand
reichte, auf einem Beine ruhend, den anderen Fuss auf die Zehenspitzen
gestellt, hatte er eine reizende Drehung und Wendung des Koerpers,
anmutig spannungsvoll, verschaemt aus Liebenswuerdigkeit, gefallsuechtig
aus adeliger Pflicht. Er lag ausgestreckt, das Badetuch um die Brust
geschlungen, den zart gemeisselten Arm in den Sand gestuetzt, das Kinn
in der hohlen Hand; der, welcher "Jaschu" gerufen wurde, sass kauernd
bei ihm und tat ihm schoen, und nichts konnte bezaubernder sein, als
das Laecheln der Augen und Lippen, mit dem der Ausgezeichnete zu dem
Geringeren, Dienenden aufblickte. Er stand am Rande der See, allein,
abseits von den Seinen, ganz nahe bei Aschenbach,--aufrecht, die Haende
im Nacken verschlungen, langsam sich auf den Fussballen schaukelnd, und
traeumte ins Blaue, waehrend kleine Wellen, die anliefen, seine Zehen
badeten. Sein honigfarbenes Haar schmiegte sich in Ringeln an die
Schlaefen und in den Nacken, die Sonne erleuchtete den Flaum des oberen
Rueckgrates, die feine Zeichnung der Rippen, das Gleichmass der Brust
traten
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