Dufte der Kirschbaumblueten erfuellte Ort, den
Weihbilder und fromme Gaben schmueckten zu Ehren der Nymphen und des
Acheloos. Ganz klar fiel der Bach zu Fuessen des breitgeaesteten Baums
ueber glatte Kiesel; die Grillen geigten. Auf dem Rasen aber, der sanft
abfiel, so, dass man im Liegen den Kopf hoch halten konnte, lagerten
Zwei, geborgen hier vor der Glut des Tages: ein Aeltlicher und ein
Junger, ein Haesslicher und ein Schoener, der Weise beim Liebenswuerdigen.
Und unter Artigkeiten und geistreich werbenden Scherzen belehrte
Sokrates den Phaidros ueber Sehnsucht und Tugend. Er sprach ihm von dem
heissen Erschrecken, das der Fuehlende leidet, wenn sein Auge ein
Gleichnis der ewigen Schoenheit erblickt; sprach ihm von den Begierden
des Weihelosen und Schlechten, der die Schoenheit nicht denken kann,
wenn er ihr Abbild sieht, und der Ehrfurcht nicht faehig ist; sprach
von der heiligen Angst, die den Edlen befaellt, wenn ein gottgleiches
Antlitz, ein vollkommener Leib ihm erscheint, er dann aufbebt und
ausser sich ist und hinzusehen sich kaum getraut und den verehrt, der
die Schoenheit hat, ja, ihm opfern wuerde, wie einer Bildsaeule, wenn er
nicht fuerchten muesste, den Menschen naerrisch zu scheinen. Denn die
Schoenheit, mein Phaidros, nur sie, ist liebenswuerdig und sichtbar
zugleich: sie ist, merke das wohl! die einzige Form des Geistigen,
welche wir sinnlich empfangen, sinnlich ertragen koennen. Oder was
wuerde aus uns, wenn das Goettliche sonst, wenn Vernunft und Tugend und
Wahrheit uns sinnlich erscheinen wollten? Wuerden wir nicht vergehen
und verbrennen vor Liebe, wie Semele einstmals vor Zeus? So ist die
Schoenheit der Weg des Fuehlenden zum Geiste,--nur der Weg, ein Mittel
nur, kleiner Phaidros... Und dann sprach er das Feinste aus, der
verschlagene Hofmacher: Dies, dass der Liebende goettlicher sei, als der
Geliebte, weil in jenem der Gott sei nicht aber im andern,--diesen
zaertlichsten, spoettischsten Gedanken vielleicht, der jemals gedacht
ward, und dem alle Schalkheit und heimlichste Wollust der Sehnsucht
entspringt. Glueck des Schriftstellers ist der Gedanke, der ganz
Gefuehl, ist das Gefuehl, das ganz Gedanke zu werden vermag. Solch ein
pulsender Gedanke, solch genaues Gefuehl gehoerte und gehorchte dem
Einsamen damals: naemlich, dass die Natur vor Wonne erschaure, wenn der
Geist sich huldigend vor der Schoenheit neige. Er wuenschte ploetzlich,
zu schreiben. Zwar liebt Eros, heisst es, den Muessiggang, u
|