r im geschweiften Gehrock kam zur Begruessung die
Freitreppe herab.
Leise schmeichelnd bedauerte er den Zwischenfall, nannte ihn aeusserst
peinlich fuer ihn und das Institut, billigte aber mit Ueberzeugung
Aschenbachs Entschluss, das Gepaeckstueck hier zu erwarten. Freilich sei
sein Zimmer vergeben, ein anderes jedoch, nicht schlechter, sogleich
zur Verfuegung. "Pas de chance, monsieur", sagte der schweizerische
Liftfuehrer laechelnd, als man hinaufglitt. Und so wurde der Fluechtling
wieder einquartiert, in einem Zimmer, das dem vorigen nach Lage und
Einrichtung fast vollkommen glich.
Ermuedet, betaeubt von dem Wirbel dieses seltsamen Vormittags, liess er
sich, nachdem er den Inhalt seiner Handtasche im Zimmer verteilt, in
einem Lehnstuhl am offenen Fenster nieder. Das Meer hatte eine
blassgruene Faerbung angenommen, die Luft schien duenner und reiner, der
Strand mit seinen Huetten und Booten farbiger, obgleich der Himmel noch
grau war. Aschenbach blickte hinaus, die Haende im Schoss gefaltet,
zufrieden, wieder hier zu sein, kopfschuettelnd unzufrieden ueber seinen
Wankelmut, seine Unkenntnis der eigenen Wuensche. So sass er wohl eine
Stunde, ruhend und gedankenlos traeumend. Um Mittag erblickte er
Tadzio, der in gestreiftem Leinenanzug mit roter Masche, vom Meere
her, durch die Strandsperre und die Bretterwege entlang zum Hotel
zurueckkehrte. Aschenbach erkannte ihn aus seiner Hoehe sofort, bevor er
ihn eigentlich ins Auge gefasst, und wollte etwas denken, wie: "Sieh,
Tadzio, da bist ja auch du wieder!" Aber im gleichen Augenblick fuehlte
er, wie der laessige Gruss vor der Wahrheit seines Herzens hinsank und
verstummte,--fuehlte die Begeisterung seines Blutes, die Freude, den
Schmerz seiner Seele und erkannte, dass ihm um Tadzios willen der
Abschied so schwer geworden war.
Er sass ganz still, ganz ungesehen an seinem hohen Platze und blickte
in sich hinein. Seine Zuege waren erwacht, seine Brauen stiegen, ein
aufmerksames, neugierig geistreiches Laecheln spannte seinen Mund. Dann
hob er den Kopf und beschrieb mit beiden, schlaff ueber die Lehne des
Sessels hinabhaengenden Armen eine langsam drehende und hebende
Bewegung, die Handflaechen vorwaerts kehrend, so, als deute er ein
Oeffnen und Ausbreiten der Arme an. Es war eine bereitwillig willkommen
heissende, gelassen aufnehmende Gebaerde.
Viertes Kapitel
Nun lenkte Tag fuer Tag der Gott mit den hitzigen Wangen nackend sein
gluthauchendes Viergespann
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