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der Geburt der Goetter. Aschenbach lauschte mit geschlossenen Augen auf
diesen in seinem Innern antoenenden Gesang; und abermals dachte er, dass
es hier gut sei und dass er bleiben wolle.
Spaeter lag Tadzio, vom Bade ausruhend, im Sande, gehuellt in sein
weisses Laken, das unter der rechten Schulter durchgezogen war, den
Kopf auf den blossen Arm gebettet; und auch wenn Aschenbach ihn nicht
betrachtete, sondern einige Seiten in seinem Buche las, vergass er fast
niemals, dass jener dort lag und dass es ihn nur eine leichte Wendung
des Kopfes nach rechts kostete, um das Bewunderungswuerdige zu
erblicken. Beinahe schien es ihm, als saesse er hier, um den Ruhenden zu
behueten,--mit eigenen Angelegenheiten beschaeftigt und dabei doch in
bestaendiger Wachsamkeit fuer das edle Menschenbild dort zur Rechten,
nicht weit von ihm. Und eine vaeterliche Huld, die geruehrte Hinneigung
dessen, der sich opfernd im Geiste das Schoene zeugt, zu dem, der die
Schoenheit hat, erfuellte und bewegte sein Herz.
Nach Mittag verliess er den Strand, kehrte ins Hotel zurueck und liess
sich hinauf vor sein Zimmer fahren. Er verweilte dort drinnen laengere
Zeit vor dem Spiegel und betrachtete sein graues Haar, sein muedes und
scharfes Gesicht. In diesem Augenblick dachte er an seinen Ruhm und
daran, dass Viele ihn auf den Strassen kannten und ehrerbietig
betrachteten, um seines sicher treffenden und mit Anmut gekroenten
Wortes willen,--rief alle, aeusseren Erfolge seines Talentes auf, die
ihm irgend einfallen wollten und gedachte sogar seiner Nobilitierung.
Er begab sich dann zum Lunch hinab in den Saal und speiste an seinem
Tischchen. Als er nach beendeter Mahlzeit den Lift bestieg, draengte
junges Volk, das gleichfalls vom Fruehstueck kam, ihm nach in das
schwebende Kaemmerchen, und auch Tadzio trat ein. Er stand ganz nahe
bei Aschenbach, zum ersten Male so nah, dass dieser ihn nicht in
bildmaessigem Abstand, sondern genau, mit den Einzelheiten seiner
Menschlichkeit wahrnahm und erkannte. Der Knabe ward angeredet von
irgend jemandem, und waehrend er mit unbeschreiblich lieblichem Laecheln
antwortete, trat er schon wieder aus, im ersten Stockwerk, rueckwaerts,
mit niedergeschlagenen Augen. Schoenheit macht schamhaft, dachte
Aschenbach und bedachte sehr eindringlich, warum. Er hatte jedoch
bemerkt, dass Tadzios Zaehne nicht recht erfreulich waren: etwas zackig
und blass, ohne den Schmelz der Gesundheit und von eigentuemlich sproeder
Durchsi
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