re der Stadt,
diesen leis fauligen Geruch von Meer und Sumpf, den zu fliehen es ihn
so sehr gedraengt hatte,--er atmete ihn jetzt in tiefen, zaertlich
schmerzlichen Zuegen. War es moeglich, dass er nicht gewusst, nicht
bedacht hatte, wie sehr sein Herz an dem allen hing? Was heute morgen
ein halbes Bedauern, ein leiser Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns
gewesen war, das wurde jetzt zum Harm, zum wirklichen Weh, zu einer
Seelennot, so bitter, dass sie ihm mehrmals Traenen in die Augen trieb,
und von der er sich sagte, dass er sie unmoeglich habe vorhersehen
koennen. Was er als so schwer ertraeglich, ja, zuweilen als voellig
unleidlich empfand, war offenbar der Gedanke, dass er Venedig nie
wieder sehen solle, dass dies ein Abschied fuer immer sei. Denn da sich
zum zweiten Male gezeigt hatte, dass die Stadt ihn krank mache, da er
sie zum zweiten Male jaeh zu verlassen gezwungen war, so hatte er sie
ja fortan als einen ihm unmoeglichen und verbotenen Aufenthalt zu
betrachten, dem er nicht gewachsen war und den wieder aufzusuchen
sinnlos gewesen waere. Ja, er empfand, dass, wenn er jetzt abreise,
Scham und Trotz ihn hindern muessten, die geliebte Stadt je wieder zu
sehen, der gegenueber er zweimal koerperlich versagt hatte; und dieser
Streitfall zwischen seelischer Neigung und koerperlichem Vermoegen
schien dem Alternden auf einmal so schwer und wichtig, die physische
Niederlage so schmaehlich, so um jeden Preis hintanzuhalten, dass er die
leichtfertige Ergebung nicht begriff, mit welcher er gestern, ohne
ernstlichen Kampf, sie zu tragen und anzuerkennen beschlossen hatte.
Unterdessen naehert sich das Dampfboot dem Bahnhof, und Schmerz
und Ratlosigkeit steigen bis zur Verwirrung. Die Abreise duenkt dem
Gequaelten unmoeglich, die Umkehr nicht minder. So ganz zerrissen
betritt er die Station. Es ist sehr spaet, er hat keinen Augenblick zu
verlieren, wenn er den Zug erreichen will. Er will es und will es
nicht. Aber die Zeit draengt, sie geisselt ihn vorwaerts; er eilt, sich
sein Billett zu verschaffen und sieht sich im Tumult der Halle nach
dem hier stationierten Beamten der Hotelgesellschaft um. Der Mensch
zeigt sich und meldet, der grosse Koffer sei aufgegeben. Schon
aufgegeben? Ja, bestens,--nach Como. Nach Como? Und aus einem
hastigen Hin und Her, aus zornigen Fragen und betretenen Antworten
kommt zu Tage, dass der Koffer, schon im Gepaeckbefoerderungs-Amt des
Hotels "Excelsior" zusammen mit anderer, fremder Bagage, i
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