ehrend man
hinter ihm sein Gepaeck hereinschaffte und im Zimmer unterbrachte,
blickte er hinaus auf den nachmittaeglich menschenarmen Strand und die
unbesonnte See, die Flutzeit hatte und niedrige, gestreckte Wellen in
ruhigem Gleichtakt gegen das Ufer sandte.
Die Beobachtungen und Begegnisse des Einsam-Stummen sind zugleich
verschwommener und eindringlicher als die des Geselligen, seine
Gedanken schwerer, wunderlicher und nie ohne einen Anflug von
Traurigkeit. Bilder und Wahrnehmungen, die mit einem Blick, einem
Lachen, einem Urteilsaustausch leichthin abzutun waeren, beschaeftigen
ihn ueber Gebuehr, vertiefen sich im Schweigen, werden bedeutsam,
Erlebnis, Abenteuer, Gefuehl. Einsamkeit zeitigt das Originale, das
gewagt und befremdend Schoene, das Gedicht. Einsamkeit zeitigt aber
auch das Verkehrte, das Unverhaeltnismaessige, das Absurde und
Unerlaubte.--So beunruhigten die Erscheinungen der Herreise, der
graessliche alte Stutzer mit seinem Gefasel vom Liebchen, der verpoente,
um seinen Lohn geprellte Gondolier, noch jetzt das Gemuet des
Reisenden. Ohne der Vernunft Schwierigkeiten zu bieten, ohne
eigentlich Stoff zum Nachdenken zu geben, waren sie dennoch
grundsonderbar von Natur, wie es ihm schien, und beunruhigend wohl
eben durch diesen Widerspruch. Dazwischen gruesste er das Meer mit den
Augen und empfand Freude, Venedig in so leicht erreichbarer Nahe zu
wissen. Er wandte sich endlich, badete sein Gesicht, traf gegen das
Zimmermaedchen einige Anordnungen zur Vervollstaendigung seiner
Bequemlichkeit und liess sich von dem gruen gekleideten Schweizer, der
den Lift bediente, ins Erdgeschoss hinunterfahren.
Er nahm seinen Tee auf der Terrasse der Seeseite, stieg dann hinab und
verfolgte den Promenaden-Quai eine gute Strecke in der Richtung auf
das Hotel Excelsior. Als er zurueckkehrte, schien es schon an der
Zeit, sich zur Abendmahlzeit umzukleiden. Er tat es langsam und genau,
nach seiner Art, da er bei der Toilette zu arbeiten gewoehnt war, und
fand sich trotzdem ein wenig verfrueht in der Halle ein, wo er einen
grossen Teil der Hotelgaeste, fremd untereinander und in gespielter
gegenseitiger Teilnahmslosigkeit, aber in der gemeinsamen Erwartung
des Essens, versammelt fand. Er nahm eine Zeitung vom Tische, liess
sich in einen Ledersessel nieder und betrachtete die Gesellschaft, die
sich von derjenigen seines ersten Aufenthaltes in einer ihm angenehmen
Weise unterschied.
Ein weiter, duldsam vieles umfassender H
|