zehrt rascher. Sie graebt
in das Antlitz ihres Dieners die Spuren imaginaerer und geistiger
Abenteuer, und sie erzeugt, selbst bei kloesterlicher Stille des
aeusseren Daseins, auf die Dauer eine Verwoehntheit, Ueberfeinerung,
Muedigkeit und Neugier der Nerven, wie ein Leben voll ausschweifendster
Leidenschaften und Genuesse sie kaum hervorzubringen vermag.
Drittes Kapitel
Mehrere Geschaefte weltlicher und literarischer Natur hielten den
Reiselustigen noch etwa zwei Wochen nach jenem Spaziergang in Muenchen
zurueck. Er gab endlich Auftrag, sein Landhaus binnen vier Wochen zum
Einzuge instandzusetzen und reiste an einem Tage zwischen Mitte und
Ende des Mai mit dem Nachtzuge nach Triest, wo er nur vierundzwanzig
Stunden verweilte und sich am naechstfolgenden Morgen nach Pola
einschiffte. Was er suchte, war das Fremdartige und Bezuglose,
welches jedoch rasch zu erreichen waere, und so nahm er Aufenthalt auf
einer seit einigen Jahren geruehmten Insel der Adria, unfern der
istrischen Kueste gelegen, mit farbig zerlumptem, in wildfremden Lauten
redendem Landvolk und schoen zerrissenen Klippenpartien dort, wo das
Meer offen war. Allein Regen und schwere Luft, eine kleinweltliche,
geschlossen oesterreichische Hotelgesellschaft und der Mangel jenes
ruhevoll innigen Verhaeltnisses zum Meere, das nur ein sanfter,
sandiger Strand gewaehrt, verdrossen ihn, liessen ihn nicht das
Bewusstsein gewinnen, den Ort seiner Bestimmung getroffen zu haben; ein
Zug seines Innern, ihm war noch nicht deutlich, wohin, beunruhigte
ihn, er studierte Schiffsverbindungen, er blickte suchend umher, und
auf einmal, zugleich ueberraschend und selbstverstaendlich, stand ihm
sein Ziel vor Augen. Wenn man ueber Nacht das Unvergleichliche, das
maerchenhaft Abweichende zu erreichen wuenschte, wohin ging man? Aber
das war klar. Was sollte er hier? Er war fehlgegangen. Dorthin hatte
er reisen wollen. Er saeumte nicht, den irrigen Aufenthalt zu kuendigen.
Anderthalb Wochen nach seiner Ankunft auf der Insel trug ein
geschwindes Motorboot ihn und sein Gepaeck in dunstiger Fruehe ueber die
Wasser in den Kriegshafen zurueck, und er ging dort nur an Land, um
sogleich ueber einen Brettersteg das feuchte Verdeck eines Schiffes zu
beschreiten, das unter Dampf zur Fahrt nach Venedig lag.
Es war ein betagtes Fahrzeug italienischer Nationalitaet, veraltet,
russig und duester. In einer hoehlenartigen, kuenstlich erleuchteten Koje
des inneren Raumes, wohin Aschen
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