ner, die im Dienste des Koenigs, des
Staates, ihr straffes, anstaendig karges Leben gefuehrt hatten. Innigere
Geistigkeit hatte sich einmal, in der Person eines Predigers, unter
ihnen verkoerpert; rascheres, sinnlicheres Blut war der Familie in der
vorigen Generation durch die Mutter des Dichters, Tochter eines
boehmischen Kapellmeisters, zugekommen. Von ihr stammten die Merkmale
fremder Rasse in seinem Aeussern. Die Vermaehlung dienstlich nuechterner
Gewissenhaftigkeit mit dunkleren, feurigeren Impulsen liess einen
Kuenstler und diesen besonderen Kuenstler erstehen. Da sein ganzes
Wesen auf Ruhm gestellt war, zeigte er sich, wenn nicht eigentlich
frueh reif, so doch, dank der Entschiedenheit und persoenlichen Praegnanz
seines Tonfalls frueh fuer die Oeffentlichkeit reif und geschickt. Beinahe
noch Gymnasiast, besass er einen Namen. Zehn Jahre spaeter hatte
er gelernt, von seinem Schreibtische aus zu repraesentieren, seinen
Ruhm zu verwalten in einem Briefsatz, der kurz sein musste (denn viele
Ansprueche draengen auf den Erfolgreichen, den Vertrauenswuerdigen ein),
guetig und bedeutend zu sein. Der Vierziger hatte, ermattet von den
Strapazen und Wechselfaellen der eigentlichen Arbeit, alltaeglich eine
Post zu bewaeltigen, die Wertzeichen aus aller Herren Laendern trug.
Ebensoweit entfernt vom Banalen wie vom Exzentrischen, war sein Talent
geschaffen, den Glauben des breiten Publikums und die bewundernde,
fordernde Teilnahme der Waehlerischen zugleich zu gewinnen. So, schon
als Juengling von allen Seiten auf die Leistung--und zwar die
ausserordentliche--verpflichtet, hatte er niemals den Muessiggang,
niemals die Fahrlaessigkeit der Jugend gekannt. Als er um sein
fuenfunddreissigstes Jahr in Wien erkrankte, aeusserte ein feiner Beobachter
ueber ihn in Gesellschaft: "Sehen Sie, Aschenbach hat von jeher nur so
gelebt"--und der Sprecher schloss die Finger seiner Linken fest zur
Faust--; "niemals so"--und er liess die geoeffnete Hand bequem
von der Lehne des Sessels haengen. Das traf zu; und das
Tapfer-Sittliche daran war, dass seine Natur von nichts weniger als
robuster Verfassung und zur staendigen Anspannung nur berufen, nicht
eigentlich geboren war.
Aerztliche Fuersorge hatte den Knaben vom Schulbesuch ausgeschlossen
und auf haeuslichen Unterricht gedrungen. Einzeln, ohne Kameradschaft
war er aufgewachsen und hatte doch zeitig erkennen muessen, dass er
einem Geschlecht angehoerte, in dem nicht das Talent, wohl aber die
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