wir bloss miteinander," antworteten sie, "wir koennen es
eigentlich nicht leiden, jede moechte lieber ihren eigenen Namen, Marie
und Anne, aber so ist's eben bei uns."
Das fand nun Fraeulein Vernagelding so komisch, dass ihr etwas albernes
Lachen ueber den ganzen Gang toente. Sie hatte inzwischen abgelegt.
"Mutter sagte, Sie moechten nur einstweilen anfangen, Klavier zu
spielen," richtete Marie aus.
"Ach nein," entgegnete das Fraeulein, "ich moechte viel lieber mit Ihnen
plaudern. Klavierspielen ist so langweilig. Aber es muss doch sein. Es
lautet nicht fein, wenn man gefragt wird: Gnaediges Fraeulein spielen
Klavier? und man muss antworten: nein. So ungebildet lautet das, meint
Mama. Mein voriger Klavierlehrer war so unfreundlich, er sagte immer,
ich sei unmusikalisch. Herr Pfaeffling ist schon mein vierter Lehrer. Die
Herrn wollen immer nur musikalische Schuelerinnen, es kann aber doch
nicht jedermann musikalisch sein, nicht wahr? Man muss es doch auch den
Unmusikalischen lehren, finden Sie nicht?"
"Bei uns ist das anders," sagte Anne, "wir sind sieben, da waere es doch
zuviel fuer den Vater, wenn wir alle Musik treiben wollten; er nimmt bloss
die, die recht musikalisch sind."
Die drei Maedchen, an der Tuere stehend, fuhren ordentlich zusammen, so
ploetzlich stand Herr Pfaeffling bei ihnen. Im Bewusstsein seiner
Verspaetung war er mit wenigen grossen Saetzen die Treppe heraufgekommen.
Fraeulein Vernagelding tat einen kleinen Schrei und rief: "Wie haben Sie
mich erschreckt, Herr Pfaeffling, aber wie fein sehen Sie heute aus, so
elegant." Herr Pfaeffling unterbrach sie: "Wir wollen nun keine Zeit mehr
verlieren, bitte um Entschuldigung, dass ich Sie warten liess."
"O, es war ein so reizendes Viertelstuendchen," hoerte man sie noch sagen,
ehe sie mit ihrem Lehrer im Musikzimmer verschwand und einen Augenblick
nachher wurde G-dur gespielt ohne jegliches Fis, was immer ein sicheres
Zeichen war, dass Fraeulein Vernagelding am Klavier sass.
"Habt ihr dem Vater nichts angemerkt, ob er befriedigt heimgekommen
ist?" wurden Marie und Anne von den Bruedern gefragt. Sie wussten nichts
zu sagen, man musste sich noch eine Stunde gedulden. Das fiel Otto am
schwersten, und er passte und spannte auf das Ende der Klavierstunde, und
im selben Augenblick, wo Fraeulein Vernagelding durch die eine Tuere das
Zimmer verliess, schluepfte er schon durch den andern Eingang hinein und
fragte: "Vater, wird etwas aus den Russenstunden
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