em Stuhl neben sie draengte
und dann so bekannt und vertraut tat, als waeren sie Zeltkameraden; er
half ihr Tee einschenken, Arak und Milch umherreichen und verrichtete
alle jene kleinen Dienste, die einem beguenstigten Liebhaber von seiner
Dame erlaubt werden. Dabei nahm er sich oft die Freiheit, ihr in die
Ohren zu fluestern, aber die gleichgueltigsten Dinge, etwa: ob sie noch
mehr Milch oder noch mehr Zucker beduerfe, sah aber dabei aus, wie wenn
er die zaertlichste Liebeserklaerung gewagt haette.
Daher kam ihr der alte Ladenstein sehr zu statten. Sie sorgte dafuer,
dass er neben sie zu sitzen kam, und nun durfte sie doch fuer diesen
Abend sicher sein, dass der Rittmeister nicht ihr Nachbar wuerde.
Und wie angenehm war seine Unterhaltung! Alles, was er sagte, war so
tief und klar gedacht, so angenehm und interessant, und trotz seines
grauen Haares, trotz seiner sechzig Jaehrchen, die er haben mochte,
war eine Kraft, ein Feuer in seinen Reden, das einem Juengling keine
Schande gemacht haette. Aber auch dem alten Herrn schien das Maedchen
zu behagen; sein ernstes Gesicht heiterte sich zusehends auf, seine
lebhaften Augen werden glaenzender--solch ein Maedchen hatte er selten
getroffen, und er war doch auch ein bischen in der Welt gewesen.
Diesen klaren Verstand, dieses richtige Urteil, diese Gutmuetigkeit
neben so viel Humor und Witz--er war ganz entzueckt. Und ueberall
war sie zu Haus; er bewunderte die wunderherrlichen Blumen, die sie
machte; man kam von diesen auf die natuerlichen Blumen, auf seltene
Pflanzen. Er beschrieb ihr eine Blume, die so wunderschoen aussehe
und die sich zu Girlanden gar huebsch ausnehmen wuerde, aber der Name
fiel ihm nicht ein. Kaum hatte er die Form der Blaetter erwaehnt, so
sagte sie ihm auch schon, dass die Blume _Calla aethiopica_ heissen
muesse, weiss bluehe und auch aethiopische Drachenwurz genannt werde. Er
bekam ordentlich Respekt vor dem holden Kind, das so gelehrt sein konnte;
aber da war nicht jenes Prahlen mit Kenntnissen, das man bei gelehrten
Damen so oft findet. Nein, als die Blume abgemacht war, sprach sie auch
kein Woertchen mehr von Botanik, und es war, als habe sie nie davon
gesprochen.
Er kam auf die neueste Literatur und pochte da an; wahrhaftig, sie hatte
alles gelesen, und zwar nicht nur, was man so aus Leihbibliotheken
bekommt oder in einem Almanach findet; nein, sie hatte interessante
Geschichtswerke gelesen und eigentlich studiert. Aber auch daraus machte
si
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