so
deutlich von traenenvollen Naechten, von gramerfuellten Traeumen
sprach, wollte niemand verstehen, am wenigsten der, um welchen diese
stillen Traenen flossen. Es war ihr oft zu Mut, als sollte sie nur
eben die heissen, ausgeweinten Augen zuschliessen und sich in das
Grab legen lassen; dort, wenn die Erde so kuehl um die vier Bretter und
zwei Brettchen, welche die arme Ida umschliessen, sich legen werde,
dort, wo sie nicht mehr gefoltert werde von dem Anblick, wie ihr
geliebter Juengling naeher und naeher, enger und enger in die Schlingen
jener Sirene sich verwickle,--dort, dachte sie, muesse es gut
schlummern sein. Denn das war ihr ja das aergste nicht, dass sie
zurueckgesetzt war; nicht dass sie es war, die er verliess, um sich
dem Triumphzug der allgemeinen Siegerin anzuschliessen, nicht das
brach ihr das Herz. Zwar, es hatte ihr Muehe und Traenen gekostet,
bis sie es dahin gebracht hatte, dass sie nicht mit Bitterkeit daran
dachte, dass er, als kaum das Gestaendnis seiner Liebe ueber seinen
Lippen war, schon andern Sinnes sein konnte; aber sie hatte
ueberwunden; sie war tief in sich eingekehrt; aus den geheimnisvollen,
unergruendlichen Tiefen der heiligen jungfraeulichen Brust hatte sie
Mut heraufgeholt, um den Gedanken zu ertragen, dass der, den sie
liebe, einer andern angehoeren koenne.
Aber dagegen straeubte sich mit aller Macht ihr keusches, braeutliches
Herz, dass er _jene_, auf welche die Kinder in der Residenz mit Fingern
deuteten und sich ihre Schandtaten erzaehlten, dass er an _jene_
verloren gehen sollte. Waere er ein Mann gewesen, der frech mit ihrem
armen, unerfahrenen Herzchen gespielt haette, sie haette es ertragen,
dass er bei der Graefin dafuer buessen sollte; aber Emil,--ihr feiner,
weiblicher Takt, der darin so weit und so scharf sieht, sagte ihr, dass
er noch ein Neuling in der Liebe sei, dass er sein Herz frei bewahrt,
bis sie ihn kennen gelernt habe, dass sie seine erste Neigung gewesen
sei; und doch--er, der so namenloses Unglueck schon erduldet hatte,
auch er sollte durch dieses Weib ungluecklich werden? Ach, wie oft
wuenschte sie sich ihren alten Freund, den Hofrat, herbei! Ihm haette
sie alles, alles vertraut, auch jenen Augenblick der seligen Liebe, wo
er ihr gestand, dass er sie liebe, wo er sie umschlang und an sein
pochendes Herz drueckte, wo er sie mit den suessesten Schmeichelnamen
der Zaertlichkeit genannt, wo ihr Mund sich schon zum ersten heiligen
Kuss der Liebe ihm entgegengewo
|