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Zimmer im ersten Stock so huebsch, so musste das Fraeulein das Feld
raeumen und in die zweite Etage wandern. Es kam dem Maedchen sauer
an, als sie so die Plaetze wechseln wusste, und in ihrem traurigen,
ahnungsvollen Herzen wollte es ihr beinahe beduenken, als sei dies eine
schlimme Vorbedeutung. Und es war ihr auch gar nicht zu verdenken; sie
hatte das Fenster mit der Estrade so gerne gehabt; dort sass sie am
liebsten, dort las, dort arbeitete sie; sie durfte ja nur das Koepfchen
ein wenig heben, Den blauseidenen Vorhang nur ein wenig aufheben, nur
einen kleinen Viertelsseitenblick hinueberwerfen, so sah sie ja auch
schon ihn; und jetzt sollte sie der verhassten Nebenbuhlerin, die ja
offenbar nur gekommen war, um den Grafen in ihre Fesseln zu schlagen,
jetzt sollte sie dem ueppigen Weib, die gewiss alle Kuenste der
Fensterkoketterie aufbieten werde, ihr heimliches Plaetzchen am
Fenster, ihr lauschiges Schlafstuebchen abtreten und dafuer, weiss
Gott wie lange, in den weiten, unheimlichen Zimmern des oberen
Stockes wohnen. Mit Seufzen richtete sie ihre kleine Haushaltung oben
ein. Der Stickrahmen, die Staffelei, die Toilette, die paar Kistchen
und Kaestchen waren bald gestellt; jetzt setzte sie einen Stuhl ins
Fenster; sie probierte, ob man nicht auch von da in den ersten Stock
des Mondes hinabsehen koenne; es ging wohl, aber sie sah nichts als
die Wolken seiner Gardinen; er musste schon herausschauen, wenn sie ihn
von diesem Platz aus zu Angesicht bekommen sollte, und das merkte sie
schon, einen steifen Hals konnte sie sich fueglich gucken, wenn sie
immer das Koepfchen hinabbog. "Doch was schadet das," laechelte sie,
"das tu' ich ihm schon zu Gef--"
Mit einem Schrei des Entsetzens sprang sie auf; hatte sie recht gesehen?
oder hatte ihr nur die Phantasie diese Gestalt--als sie von der Beletage
des Mondes zurueckkehrte und ihr Blick zufaellig an den Fenstern des
zweiten Stockes vorbeistreifte, erblickte sie--"Nein, was bin ich fuer
ein Kind," dachte sie. "Wie, waere es moeglich? Was koennte er nur hier
zu tun haben?" Sie wagte noch einen Blick--richtig; der Rittmeister von
Sporeneck lag geradeueber von ihr im Fenster und bueckte und verbeugte
sich herueber und tat und laechelte so vertraut und so freundlich, als
haette er sie jahrelang gekannt.
Voll Unmut ueber den Unverschaemten riss sie an der seidenen Schnur,
welche den Vorhang am Fenster emporhielt, und rauschend rollte derselbe
zwischen sie und den verhass
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