er sagte kaum ja oder nein, wenn sie ihn etwas fragte, finster sah
er immer vor sich hin, und nach ein paar Minuten sprang er auf und ging.
Was hatte man ihm doch getan? Es war und blieb ihr unbegreiflich. Endlich
aber fiel ihr ein, der Rittm--, ja, das war es: eifersuechtig war der gute
Graf. Sie musste lachen, als ihr der Gedanke kam. Sie fuehlte sich so rein
und unschuldig, dass es ihr ein leichtes schien, den Grafen zu ueberzeugen;
aber Strafe soll er leiden, der Unartige, nahm sie sich vor; wenn er mir
die Aarstein zu viel ansieht, so will ich immer von dem Rittmeister
sprechen und ihn recht boes machen.
Das gute, froehliche Kind, wie wenig dachte sie daran, was Eifersucht
Boeses anrichten koenne, wie wenig ahnte sie, was ihrer wartete!
* * * * *
EIFERSUCHT.
Das Gift, das die Graefin Natterzunge ausgespritzt hatte, wirkte viel
toedlicher auf Martiniz, als man haette denken sollen. Ein anderer haette
entweder der Graefin keinen Glauben beigemessen, haette gedacht: nun, das
ist so das gewoehnliche Sekkieren und wieder Sekkieren unter den Damen,
und damit holla; aber auf sein Gemuet, das kaum erst von seinem Truebsinn,
von seinem Missmut, seinem Unglauben an die Welt geheilt war, auf ihn
machte es einen viel tieferen Eindruck, dieses Maedchen, das so hoch
stand in seiner Meinung, auch dieses sollte so leicht wiegen wie alle?
Auch sie sollte so zwanzig, dreissig Liebschaeftchen und am Ende noch
eine recht tuechtige Amour mit einem leichten Rittmeister gehabt haben?
Aber wie? Wenn er sich recht fragte, was ging es denn ihn an, ob ein
Maedchen in der Residenz sich verliebt oder nicht, ob sie einem Rittmeister
viel oder wenig Gehoer gibt? Was ging es denn ihn an? Das fluesterte ihm
sein tief zerrissenes Herz zu, das, dass sie die Maske der hohen, reinen
Jungfrau so kuenstlich vorhielt, dass sie ihn beguenstigte, ja, er durfte
sagen, an sich zog, waehrend sie noch einen andern, wie es schien,
Unwuerdigen im Herzen trug; aber vielleicht, es war ja doch moeglich,
vielleicht war es doch nicht wahr, vielleicht hatte jener nur sich
eingebildet, von ihr geliebt zu werden, und er, er war vielleicht doch
ihre erste Lie--
"Bitte untertaenigst um Vergebung, wenn ich stoere," schnatterte ein
Jockei, der waehrend des Grafen Selbstgespraech ins Zimmer gekommen war;
"der Rittmeister von Sporeneck--"
Was Teufel! Hatte nicht die Aarstein jenen "Sporeneck" genannt? Sollte er
hier sein?
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