du Suesse, ich will nicht
von dir lassen. Wie lang, wie schmerzlich hab' ich dein entbehrt! Hoerst
du, wie lockend und wirbelnd die Nachtigall ruft, fuehlst du wie der warme
Hauch der Sommernacht, der berauschende Duft des Geissblattes Liebe atmet?
Sie alle mahnen und bedeuten, wir sollen gluecklich sein! O lass sie uns
festhalten, diese goldnen Stunden. Meine Seele ist nicht weit genug all'
ihr Glueck zu fassen: all' deine Schoenheit, all' unsre Jugend und diese
gluehende, bluehende Sommernacht; in maechtigen Wogen rauscht das volle Leben
durch das Herz und will's vor Wonne sprengen."
"O mein Freund! gern moecht' ich, wie du, aufgehn im Gluecke dieser Stunden.
Ich kann es nicht. Ich traue nicht diesem berauschenden Duft, der ueppigen
Schwuele dieser Sommernaechte: sie dauert nicht: sie bruetet Unheil: ich kann
nicht glauben an das Glueck unsrer Liebe."
"Du liebe Thoerin, warum nicht?"
"Ich weiss es nicht: der unselige Zwiespalt, der all' mein Leben scheidet,
uebt seinen Fluch auch hier. Gern moechte mein Herz sich trunken, wie du,
diesem Gluecke hingeben. Aber eine Stimme in mir warnt und mahnt: es dauert
nicht, - du sollst nicht gluecklich sein."
"So bist du nicht gluecklich in meinen Armen?"
"Ja und nein! das Gefuehl des Unrechts, der Schuld gegen meinen edlen Vater
lastet auf mir. Sieh, Totila, was mich zumeist an dir beglueckt ist nicht
diese deine jugendschoene Kraft, selbst deine grosse Liebe nicht. Es ist der
Stolz meines Herzens auf deine Seele, auf deine offne, lichte, edle Seele.
Ich habe mich gewoehnt, dich klar und hell wie einen Gott des Lichts durch
diese dunkle Welt schreiten zu sehen: der edle Mut siegessichrer Kraft,
der Schwung, die freudige Wahrhaftigkeit deines Wesens ist mein Stolz: dass
alles Kleine, Dumpfe, Gemeine versinken muss, wo du nahest, das ist mein
Glueck. Ich liebe dich wie eine Sterbliche den Sonnengott, der ihr in Fuelle
seines Lichts genaht. Und deshalb kann ich an dir nichts Heimliches,
Verstecktes dulden. Auch die Wonnen dieser Stunden nicht - sie sind
erlistet und es kann nicht laenger also sein."
"Nein, Valeria und es soll auch nicht. Ich fuehle ganz wie du. Auch mir ist
die Luege dieser Mummerei verhasst, ich trage sie nicht laenger. Ich bin
gekommen, ihr ein Ende zu machen. Morgen, morgen werf ich diese Taeuschung
ab und spreche zu deinem Vater offen und frei." - "Dieser Entschluss ist
der beste, denn" -
"Denn er rettet dein Leben, Juengling!" unterbrach ploetzlich
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