d - heut' ist's
wohl das letztemal, dass ich diese Vermummung brauche."
"Willst du sie entfuehren, die Tochter von Edom?" rief der Alte. "Bring sie
nur hierher! hier ist sie wohl geborgen."
"Nein," fiel Miriam ein, "nicht hierher, nein, nein!"
"Weshalb nicht, du seltsames Kind?" zuernte der Alte.
"Das ist kein Raum fuer seine Braut - dies Gemach - es braechte ihr kein
Heil." - "Beruhigt euch," sagte Totila, schon an der Thuere, "offne Werbung
soll der Heimlichkeit ein Ende machen. Lebt wohl." Und er schritt hinaus.
Isak nahm den Speer, das Horn und einige Schluessel von der Wand; er
folgte, ihm zu oeffnen und die Abendrunde laengs allen Pforten des grossen
Thorbaues zu machen.
Miriam blieb oben allein.
Lange Zeit stand sie unbeweglich mit geschlossenen Augen an derselben
Stelle. Endlich strich sie mit beiden Haenden ueber Schlaefe und Wangen und
schlug die Augen auf. Still war's im Gemach; durch das offene Fenster
glitt der erste Strahl des Mondlichts. Er fiel silbern auf Totilas hellen
Mantel, der in langen Falten ueber dem Stuhl hing. Rasch flog Miriam auf
den weissen Schimmer zu und bedeckte den Saum des Mantels mit heissen
Kuessen. Dann ergriff sie den blinkenden Schwanenhelm, der neben ihr auf
dem Tische stand, sie umfasste ihn mit beiden Armen und drueckte ihn
zaertlich an die Brust. Dann hielt sie ihn eine Weile traeumend vor sich
hin: endlich - sie konnte nicht widerstehen - hob sie ihn rasch auf und
setzte ihn auf das schoene Haupt: sie zuckte als die Woelbung ihre Stirn
beruehrte, dann strich sie die schwarzen Flechten aus den Schlaefen und
drueckte einen Augenblick den harten, kalten Stahl fest mit beiden Haenden
an die gluehende Stirn. Dann hob sie ihn wieder ab und legte ihn, scheu
umblickend, auf seinen fruehern Ort zu dem Mantel. Darauf trat sie ans
Fenster und sah hinaus in die duftige Nacht und das zauberische Mondlicht.
Ihre Lippen regten sich wie im Gebet: aber die Worte des Gebets klangen
aus in der alten Weise:
"An Wasserfluessen Babylons
Sass weinend Judas Stamm:
Wann koemmt der Tag, der all dein Leid,
Du Tochter Zion, stillt?"
Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Indessen Miriam schweigend aufsah zu den ersten Sternen, hatte Totilas
rascher sehnsuchtbefluegelter Schritt alsbald die Villa des reichen
Purpurhaendlers, die etwa eine Stunde vor dem capuanischen Thor gelegen
war, erreicht.
Der Thuerstehersklave wies ihn an den alten Hortularius,
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