Umstaenden ist
vorlaeufig eine Fortsetzung unserer Operation in oestlicher Richtung ueber
die Weichsel suedlich Iwangorod hinweg unmoeglich. Wir muessen zunaechst mit
dem Gegner im Norden abrechnen. Alles uebrige haengt von dem Ausgange der
dort zu erwartenden groesseren Kaempfe ab. Ein eigenartiges strategisches
Bild entwickelt sich. Waehrend gegnerische Korps von Galizien aus jenseits
der Weichsel Warschau zustreben, bewegen sich auch die unserigen diesseits
des Stromes in der gleichen noerdlichen Richtung. Um unseren Linksabmarsch
aufzuhalten, wirft der Feind bei und unterhalb Iwangorod starke Kraefte
ueber die Weichsel. Sie werden in erbitterten Kaempfen auf ihre
Uebergangsstellen zurueckgeworfen; wir sind aber nicht imstande, den Gegner
voellig vom Westufer zu vertreiben. Zwei Tagemaersche suedlich Warschau
trifft unser linker Fluegel unter General von Mackensen auf ueberlegene
feindliche Truppen und wirft sie gegen die Festung. Etwa einen Tagemarsch
von der Fortslinie entfernt kommt jedoch unser Angriff ins Stocken.
Auf dem Schlachtfeld suedlich Warschau ist uns als wichtigstes Beutestueck
ein russischer Befehl in die Haende gefallen, der uns klaren Einblick in
die Staerken des Gegners und in seine Absichten gibt. Von der Sanmuendung
bis Warschau haben wir es danach mit 4 russischen Armeen zu tun; das sind
etwa 60 Divisionen gegenueber 18 auf unserer Seite. Aus Warschau heraus
sind allein 14 feindliche Divisionen gegen 5 der unserigen angesetzt. Das
sind etwa 224 russische Bataillone gegen 60 deutsche. Die gegnerische
Ueberlegenheit erhoeht sich noch dadurch, dass unsere Infanterie infolge der
vorausgegangenen Kaempfe in Ostpreussen und Frankreich sowie durch die
jetzigen langen und anstrengenden Maersche, bis ueber 300 km in 14 Tagen und
auf grundlosen Wegen, auf kaum noch die Haelfte, ja teilweise bis unter ein
Viertel der urspruenglichen Gefechtsstaerke zusammengeschmolzen ist. Und
diese Schwaechung unserer Kampfkraft gegenueber neu eintreffenden,
vollzaehligen sibirischen Korps, Elitetruppen des Zarenreiches!
Die Absicht des Gegners ist, uns laengs der Weichsel zu fesseln, waehrend
ein entscheidender Stoss aus Warschau heraus uns dem Verderben
entgegenfuehren soll. Ein zweifellos grosser Plan des Grossfuersten
Nikolaij-Nikolaijewitsch, ja der groesste, den ich von ihm kennen lernte,
und der meines Erachtens auch sein groesster blieb, bis er sich in den
Kaukasus begeben musste.
War ich im Herbst 1897 auf de
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