erwartet wurde, schon in der Fruehe des naechsten
Morgens nach Berlin abreisen werde, dass alle Verhandlungen abgebrochen
seien, dass Seine Majestaet sogar jede weitere Unterredung mit dem
Botschafter abgelehnt habe, und dass der Krieg unvermeidlich scheine.
Die tiefste Bestuerzung verbreitete sich ueberall. Diejenigen, welche mit
dem einen oder dem andern Herrn aus der Umgebung des Koenigs bekannt
waren, suchten sich demselben zu naehern, um Ausfuehrliches zu
erfahren--die Umgebung des Koenigs vermied es zwar, sich in lange
Gespraeche ueber die Situation einzulassen, doch der ernste, fast
feierliche Eindruck, welcher auf den Gesichtern aller dieser Herren lag,
einzelne hingeworfene Bemerkungen und die Bestaetigung der fuer den
naechsten Morgen feststehenden Abreise des Koenigs zeigten deutlich genug,
dass die Befuerchtungen, welche ueberall erregt waren, vollkommen begruendet
seien.
Der franzoesische Botschafter war noch nicht abgereist, aber er hielt
sich in seiner Wohnung und erschien nicht auf der Abendpromenade.
Bis spaet in die Nacht hinein waren alle Strassen mit Menschen gefuellt,
und die ganze Nacht ueber dauerte die Unruhe in allen Haeusern, denn fast
alle fremden Badegaeste trafen Anstalten zur schnellen Abreise, und die
Bewohner von Ems sahen mit Bekuemmerniss dem ploetzlichen Ende einer so
glaenzend begonnenen Saison entgegen.
Schon lange vor acht Uhr am naechsten Morgen, zu welcher Stunde die
Abreise des Koenigs befohlen war, hatte der Bahnhof sich dicht gefuellt
mit einem zahlreichen Publikum, unter welchem die Damen und Herren aus
dem Kreise der Badegaeste, die dem Koenig persoenlich bekannt waren, die
ersten Reihen am Perron einnahmen, der in der Nacht mit Blumenguirlanden
geschmueckt worden war.
Allmaelig erschien die Umgebung des Koenigs, welche den Monarchen nach
Berlin begleitete. Die Waggons fuhren heran und das zahlreiche Gepaeck
wurde in den bereits vorgefahrenen Zug, in dessen Mitte man den grossen
koeniglichen Salonwagen erblickte, eingeladen.
Zum Erstaunen aller Anwesenden erschien auch der franzoesische
Botschafter Graf Benedetti am Bahnhof und begab sich mit unbefangen
heiterer Miene, Einen oder den Andern aus der Badegesellschaft begruessend
auf den Perron, wo er seinen Ueberrock ablegte und im schwarzen Anzug,
das Band des schwarzen Adlerordens ueber der Brust, ruhig dastand, mit
den Andern den Koenig erwartend, ohne die erstaunten und wenig
freundlichen Blicke zu beachten, mit
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