r Miene zu
verbergen.
Ein Strom heisser Thraenen stuerzte aus ihren Augen und laut schluchzend
warf sie sich in die Arme ihres Vaters.
"Oh, er hat mich verlassen!" rief sie. "Er hat mich vergessen! Er hat
sein Spiel mir getrieben hier in der Verbannung,--nun er zurueckgekehrt
ist zu den Seinen in sein Vaterland und in seine alte Heimath, da
gedenkt er meiner nicht mehr. Und," fuhr sie heftiger weinend fort, "da
haelt er es nicht einmal fuer noethig, einen Vorwand zu suchen--mir ein
Wort des Abschieds zu sagen! Nein, er laesst mich langsam vergehen in
vergeblicher Erwartung! Oh, das ist schlecht," rief sie, den Kopf
emporhebend und mit fast verwirrtem Blick im Zimmer umher starrend--"das
ist schlecht, das habe ich nicht um ihn verdient! Ich habe ihn doch so
sehr geliebt, und auch jetzt noch liebe ich ihn," rief sie. "Ich zuerne,
mir selbst, fast moechte ich mich verachten, dass ich ihn noch lieben
kann. Aber dann wieder, wenn sein Bild vor mich hintritt, wenn ich an
seine Augen denke, die so gut und treu blicken, an alle seine Worte so
voll Wahrheit und tiefen Gefuehls--dann kann ich es nicht glauben, kann
ich es nicht fuer moeglich halten, dass er mich so vergessen, so unwuerdig
bei Seite werfen sollte, dann erfasst mich eine namenlose Angst, dass ihm
ein Unglueck widerfahren sei, dass er todt sein moechte. Oh, mein Gott,
mein Gott," rief sie laut aufschreiend, "gieb mir ein Ende dieser
Qualen, ein Ende dieser Angst, nur einen Lichtblick der Gewissheit, und
waere es die traurigste, die schmerzlichste, sie waere ein Glueck gegen
diesen Zustand."
Ernst und traurig hatte der alte Herr Challier diesen so ploetzlichen
Ausbruch des Jammers seiner Tochter mit angehoert. Voll tiefen,
liebevollen Mitgefuehls sah er auf das junge Maedchen herab, welches
zitternd in sich zusammen geschmiegt vor ihm stand, die Haende gefaltet
und den brennenden Blick fragend auf ihn gerichtet, als erwarte sie von
ihm das Licht und die Aufklaerung nach denen ihre Seele duerstete.
"Meine Tochter," sagte er, "gieb Dich nicht der Verzweiflung hin. Das
Leben bietet harte und schwere Schicksalsschlaege genug, es muss immer in
unserm Herzen etwas leben, das uns ueber das Unglueck erhebt, und waere es
nur der Stolz und das muthige Selbstgefuehl, welches eine Tochter der
Bragars niemals verlassen soll."
"Oh, mein Vater," rief sie, "ich wuerde Muth und Kraft haben, Alles zu
ertragen, wenn er mir gestorben waere, wenn die Hand der Vorsehung mit
unw
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