Sie war mit ihrer Tochter gekommen, um das Naehere ueber die Organisation
der Thaetigkeit dieses Vereins zu verabreden, und Frau von Rantow hatte
mit einer gewissen, kalten Zurueckhaltung den sehr betraechtlichen Beitrag
in Empfang genommen, welchen die Commerzienraethin fuer die Zwecke des
Vereins ihr ueberreichte.
Die beiden Damen sprachen eifrig ueber die zweckmaessigste Herstellung von
Charpie und Verbandzeug, waehrend der Baron sich mit Fraeulein Anna
unterhielt, fuer welche er eine besonders sympathische Zuneigung gefasst
hatte, und welcher er stets mit um so groesserer Herzlichkeit begegnete,
je weniger es ihm moeglich war sich dem Commerzienrath und seiner
Gemahlin, deren ganzes Wesen von seinen Lebensanschauungen so tief
verschieden war, zu naehern.
"Wir sind gluecklicher," sagte er, "als so viele andere Familien, deren
Soehne zu den Gefahren des Krieges hinausziehen muessen, und doch macht es
mich fast traurig, dass in einem Augenblick, wo die ganze Jugend des
Landes unter den Fahnen des Koenigs ins Feld zieht, der Name der Rantows
in den Reihen der Armee nicht vertreten ist. Das Gefuehl des Vaters und
des Patrioten streiten in mir mit einander, und oft moechte ich fast
wuenschen, dass auch mein Sohn berufen waere zu dem grossen nationalen
Kampf."
"Es bleibt ja auch hier noch genug zu thun," erwiderte Fraeulein Anna in
einem ziemlich kalten und gleichgueltigen Ton. "Der Staat braucht ja auch
waehrend des Krieges Beamte, vielleicht waere es gut, wenn Ihr Sohn
wenigstens bis zur Beendigung des Krieges seine Carriere wieder
aufnehmen wuerde. Fuer uns Frauen," fuhr sie lebhafter fort, "bildet ja
die Zeit ein reiches Feld der Thaetigkeit, und ich fuehle den lebhaftesten
Wunsch, hinauszugehen, um als Pflegerin der Kranken in dieser grossen
Zeit meine Pflicht zu erfuellen."
"Sie, mein Kind," rief der Baron erstaunt, "Sie, gewoehnt an alle
Bequemlichkeiten des Lebens, fast ein wenig verwoehnt, Sie wollten sich
einer so muehevollen angreifenden Thaetigkeit widmen, welche Ihre zarten
Kraefte vielleicht bald aufreiben moechte."
"Meine zarten Kraefte?"--sagte Fraeulein Anna, die Achseln zuckend, "und
waeren sie es,--der feste Wille und die Begeisterung fuer eine grosse Sache
sind im Stande, auch die schwaechste Kraft stark zu machen. Und wofuer
koennte ein Frauenherz sich hoeher begeistern, als dafuer, die Leiden
Derjenigen zu erleichtern, welche heldenmuethig ihr Blut und Leben zum
Schutz des Vaterlandes, z
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