wird der Wahnsinn mein Gehirn erfassen."
Und ohne ein Wort zu sagen, stuermte er hinaus.
"Sire," sagte der Marschall Leboeuf im ruhigen Tone, "solche kleine
Unordnungen kommen jedesmal vor, wenn eine grosse Armee sich
zusammenzieht. In wenigen Tagen wird sich das Alles von selbst ordnen."
"Ich glaube nicht, Herr Marschall," sagte der Kaiser kalt, "dass aehnliche
Unordnungen auf der Seite unserer Feinde vorkommen, und ich wuensche, dass
dieselben in der That in wenigen Tagen geordnet sein moegen. Sie werden
Ihre ganze Thaetigkeit und Energie entwickeln, damit das geschehe,--denn,
Herr Marschall, die Verantwortung fuer die Folgen solcher Unordnungen
wird eine grosse und schwere sein und in voller Wucht auf Ihrem Haupte
lasten. Jetzt will ich hinaus, um die Truppen zu sehen."
Und mit einer stolzen Neigung des Hauptes, welche andeutete, dass er kein
Wort weiter zu hoeren wuensche, wandte er sich von dem ganz erstaunt
dastehenden Marschall ab. Indem er sich der Thuer naeherte, oeffnete sich
dieselbe schnell und mit Freude strahlendem Gesicht trat der kaiserliche
Prinz in seiner kleinen, zierlichen Lieutenantsuniform herein.
Er hielt einen Brief in der Hand, kuesste schnell seines Vaters Hand und
rief mit froehlichem Tone:
"Ein Brief von Mama, den man mir so eben gebracht. Alles ist wohl und
voll Siegeshoffnungen in Paris. Die kleine Malakoff hat zwei Stueck
vierblaettrigen Klee gefunden, welche Mama mir sendet und welche mir
Glueck bringen werden. Ich werde die Blaetter in ein Medaillon fassen
lassen und stets bei mir tragen."
Er zog den Brief der Kaiserin aus der Enveloppe und hielt die beiden
vierblaettrigen Kleeblaetter ganz stolz dem Kaiser entgegen.
Napoleon antwortete nicht. Mit einem wunderbaren Ausdruck aus Liebe und
schmerzlicher Wehmuth gemischt, sah er einige Augenblicke seinen Sohn
an, dann beugte er sich zu demselben nieder, drueckte seine Lippen auf
die reine Stirn und sagte:
"Ich will zu den Truppen hinausreiten, Du sollst mich begleiten."
Der Prinz steckte die Enveloppe mit den Kleeblaettern, ganz ueberrascht,
dass sein Vater dieselben so wenig beachtete, in seine Uniform und ging
mit dem Kaiser hinaus.
Der Marschall Leboeuf folgte ihnen. Man stieg zu Pferde.
An der Spitze seines glaenzenden Generalstabes ritt der Kaiser hinaus
durch die belebten Strassen der Stadt nach dem Felde.
Auf der Strasse von Thionville, wo zwei Brigaden der Garde aufgestellt
waren, begruessten diese praecht
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