hinstellen
koennen."
Bevor der Marschall antworten konnte, erhob sich der Kaiser, faltete die
zerknitterten Depeschen in seiner Hand auseinander, richte sie dem
Marschall und sprach mit kaltem, strengem Ton:
"Ich bitte Sie, Herr Marschall, diese Depeschen zu lesen, welche ich so
eben aus Paris erhalten habe."
Der Marschall nahm die Depeschen eine nach der andern und las:
"General Ducrot an das Kriegsministerium in Paris.
Morgen werden wir kaum fuenfzig Mann haben, um den Platz Neu-Breisach zu
halten und Mortier, Schlettstadt, Lichtenberg sind in gleicher Weise
entbloesst. Die Preussen sind Herren aller Defileen des Schwarzwaldes."
"Lesen Sie weiter," sprach der Kaiser, waehrend der Prinz Napoleon die
Haende zusammenschlug.
Der Marschall Leboeuf las:
"Der General-Commandant des vierten Corps an das Kriegs-Ministerium in
Paris.
Das vierte Corps hat weder Cantinen, Ambulancen noch
Ausruestungsgegenstaende. Alles ist vollstaendig entbloesst."
"Weiter," sprach der Kaiser kalt und kurz.
Der Marschall las die folgende Depesche:
"Der Intendant des sechsten Corps an das Kriegs-Ministerium in Paris.
Ich erhalte von dem Chef der Rheinarmee das Verlangen nach vierhundert
tausend Rationen Zwieback. Ich habe nicht eine einzige Ration."
"Immer weiter," sagte der Kaiser.
Der Marschall fuhr fort, die naechste Depesche ergreifend.
"Marschall Canrobert an das Kriegs-Ministerium in Paris.
Ich habe weder Kochtoepfe, noch Naepfe, die Kranken sind von Allem
entbloesst. Wir haben weder Betten, noch Hemden, noch Schuhe."
"Endlich die letzte," sagte der Kaiser, indem er dem Marschall eine
Depesche reichte, die er noch zurueckbehalten hatte.
Marschall Leboeuf las immer in demselben ruhigen, gleichmaessigen Ton:
"General Michel an das Kriegs-Ministerium in Paris.
Angekommen zu Belfort, meine Brigade nicht gefunden, Divisionsgeneral
nicht gefunden. Was soll ich machen? Ich weiss nicht, wo meine Regimenter
sind."
Mit einem Satz sprang der Prinz zu dem Kaiser heran.
"Dieser General," rief er, "welcher im Angesicht des Feindes seine
Armee sucht, das ist das Schlusswort aller dieser Laecherlichkeit, einer
Laecherlichkeit, welche aber zugleich die furchtbarste Tragoedie in sich
schliesst, da sie der Untergang Frankreichs und des Kaiserreichs sein
wird. Ich will hier nichts mehr sehen und hoeren, ich verlasse die Stadt
und beziehe mein Zelt im Lager; wenn ich laenger in diesem Hauptquartier
bleibe, so
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