en sah man alle in Berlin noch anwesenden
Generale, die Minister, den Geheimrath Abeken, den Legationsrath von
Kendell und neben den koeniglichen Prinzen den Grafen Bismarck, die
Generale von Roon und von Moltke und den alten Feldmarschall Wrangel;
die Angehoerigen der Herren, welche den Koenig begleiten sollten, waren
mit anwesend. Neben dem Grafen Bismarck standen seine Gemahlin und seine
Tochter, in letzter wehmuethiger Unterhaltung mit dem Scheidenden. Neben
dem General von Roon, in seiner ernsten strengen Haltung, sah man seinen
Sohn, der Adjutantendienste bei ihm that--auch viele Damen der uebrigen
Minister und der Hofchargen waren anwesend.
Auch diese ganze Gesellschaft war ernst und still, wie ueber der
Bevoelkerung von Berlin, so lag auch ueber diesen hoechsten Spitzen des
preussischen Staats der tiefe Ernst des Augenblicks.
Der koenigliche Wagen fuhr an die Rampe, der Koenig stieg aus und reichte
dann der Koenigin die Hand, ihr ebenfalls aus dem Wagen zu helfen. Dann
blickte er hin ueber den mit Menschen dicht besetzten Platz und erhob zum
letzten Gruss die Hand.
Jetzt zum ersten Mal wurde das ernste, feierliche Schweigen gebrochen,
wie ein einziger Ruf, weithin brausend in gewaltigen Klaengen die Luft
erschuetternd, erhob sich ein dreimal wiederholtes Hurrah. Es war als ob
wie aus einem Munde, vom gleichen Pulsschlag bewegt, das Volk den
scheidenden Koenig begruesste.
Dann trat abermals tiefe Stille ein.
Der Koenig winkte noch einmal mit der Hand, gab der Koenigin den Arm und
wandte sich nach dem Wartesaal hin. Da fiel sein Auge auf einen jungen
Officier mit blassem Gesicht, welcher in einem kleinen Rollwagen auf die
Rampe gefahren war und mit leuchtenden Blicken den koeniglichen
Kriegsherrn ansah, waehrend er die in unwillkuerlicher Bewegung erhobenen
Haende gegen ihn ausstreckte.
Der Koenig blieb einen Augenblick stehen, dann schritt er rasch auf den
jungen Mann zu und reichte ihm die Hand, dieser aber fasste sie mit
seinen beiden Haenden und fuehrte sie an die Lippen, indem Thraenen aus
seinen Augen stuerzten. Dann fasste er sich, richtete sich in seinem Wagen
empor und sprach im Ton dienstlicher Meldung:
"Lieutenant von Sierrakowsky, Majestaet--"
"Ich weiss, ich weiss," sagte der Koenig freundlich, durch einen Wink die
Meldung unterbrechend, "ich vergesse die Tapfern nicht, die fuer mich und
das Vaterland geblutet haben--Gott hat Ihnen nicht vergoennt, auch in
diesem Kampf mit mir hinaus
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