egliche und gern gesehene Gast im Hause des Herrn
Challier war, der in den kleinen Kreis freundliches und heiteres Leben
brachte.
Die verhaengnissvollen Tage des Juli waren gekommen, die gewaltige
Aufregung, welche Paris bewegte, und welche bereits ganz Europa zu
ergreifen begann, schlug ihr helles Feuer auch hier in diesem ruhig
abgeschlossenen Leben der alten Stadt St. Dizier, und das Gefuehl aller
dieser Nachkommen der Soldaten Franz I. wallte hoch auf bei den
Berichten ueber die Vorgaenge im Corps legislatif, und als die Rede des
Herzogs von Gramont in den Journalen erschien, in welcher dieser Traeger
eines edlen, alt franzoesischen Namens das Nationalgefuehl Frankreichs
aufrief gegen die Wiederherstellung des Reiches Karl V., dieses
deutschen Kaisers, der einst in seinen Kaempfen gegen den ritterlichen
Koenig Franz I. die Stadt St. Dizier belagert und vor deren Mauern den
entscheidenden Widerstand gegen sein siegreiches Vordringen gefunden
hatte, da war in dieser kleinen Stadt nur eine Stimme der Entruestung und
der Begeisterung, und jeder Buerger von St. Dizier waere bereit gewesen,
die Waffen zu ergreifen, um unter den Fahnen Frankreichs hinaus zu
ziehen zum Kampf gegen die Nachkommen der Soldaten Karl V.
Die vollste Uebereinstimmung zwischen ihren Anschauungen und Gefuehlen
herrschte zwischen Herrn Challier und Herrn Vergier, und wenn die
Abendzeitungen die neuesten Nachrichten ueber die Vorgaenge in Paris und
in Ems brachten, so ergingen sich Beide in gleichen und einander
ergaenzenden Ausdruecken der Entruestung gegen die deutsche Anmassung und
der begeisterten Hoffnung auf einen siegreichen Krieg Frankreichs; und
mit leuchtenden Blicken hoerte Luise diesem Gespraech zu,--jedes Wort fand
einen Wiederhall in ihrem Herzen. Zum ersten Mal nach langer Zeit schlug
dies Herz wieder in hoeherer Wallung auf, die Erinnerung an ihre
verlorene Liebe verschwand fast vor dem Gefuehl des nationalen Stolzes,
der sie erfuellte.
Eines Abends trat Herr Vergier hastig und von heftiger Aufregung
zitternd in das Wohnzimmer, in welchem der alte Challier mit seiner
Tochter sass.
"Die Entscheidung ist da," rief er, dem alten Herrn ein Zeitungsblatt
hinreichend, "alle diplomatischen Kuenste koennen diesmal den Krieg, nach
welchem Frankreich duerstet, nicht aufhalten. Unsere Ehre ist engagirt,
und wenn die Regierung jetzt nicht unmittelbar handelt, so wird das
Nationalgefuehl dies nicht laenger ertragen. Der Koenig von Preussen
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