che er,
seine leidenschaftliche Bewegung bemeisternd, ehrerbietig an die Lippen
drueckte.
"Aber," fuhr Luise fort, "Sie muessen mir versprechen, dass ueber diesen
Gegenstand jetzt nicht weiter gesprochen wird. In diesem Augenblick, in
welchem das Vaterland in Gefahr ist, in welchem Frankreich sich zu einem
gewaltigen Kampf ruestet, schickt es sich nicht, an etwas Anderes zu
denken, als an die Zukunft unseres Landes. An dem Tage, an welchem
unsere Heere wieder siegreich in Paris einziehen, will ich Ihnen meine
Hand reichen, an jenem Tage soll unsere Verbindung vor dem Altar den
Segen des Himmels erhalten."
"Das ist brav gesprochen," rief der alte Challier, "gesprochen wie eine
Franzoesin, wie eine Tochter der alten Bragars."
"Und damit bin ich von Herzen einverstanden," rief Herr Vergier, "und
wenn es moeglich ist, werden nun meine Wuensche noch gluehender die Waffen
Frankreichs begleiten, denn der stolze Tag des grossen Nationalsieges
wird zugleich mit der erneuten herrlichen Groesse des Vaterlandes das
Glueck meines Lebens begruenden."
Luise stand langsam auf und trat an ein Pianino, welches zur Seite des
Fensters stand, sie oeffnete dasselbe, setzte sich auf den davorstehenden
Sessel und schlug in einfachen kraeftigen Accorden die ergreifende
Melodie des Chant du depart an, welche so maechtig und gewaltig alle
franzoesischen Herzen erfasst und die Erinnerung an jene von Begeisterung
gluehenden Freiwilligen aufsteigen laesst, die voll Muth und
Todesverachtung nach den Grenzen hinauszogen, um dort Zeugniss abzulegen
fuer die edlen und grossen Gedanken, welche in der Revolution lebten und
welche in dem blutigen Schlamme von Paris untergingen.
Leise bewegte Herr Challier die Lippen, die Melodie begleitend,--Herr
Vergier wandte sich ab und trat an das Fenster, nach dem dunkel
gluehenden Abendhimmel hinausblickend.
"Ich habe gesiegt," fluesterte er vor sich hin,--"moechte nun," fuhr er
fort, indem ein duesterer Grimm in seinen Augen brannte, "die erste
franzoesische Kugel jenen verhassten Feind meines Landes treffen, der fast
das Glueck meines Lebens zerstoert haette."
Zehntes Capitel.
Eine unruhige, lebhaft bewegte Menge wogte in den Strassen von Paris
auf und nieder. Die Boulevards, die Champs Elysees, der Tuileriengarten,
Alles war mit Menschen gefuellt und ueberall sah man laut sprechende und
lebhaft gesticulirende Gruppen.
Die Zeitungen vom Abend vorher hatten die Nachricht verkuendet, dass
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