n Benedetti und der Kaiser
Napoleon nicht ableugnen koennen, den Vertretern der Maechte und der
oeffentlichen Meinung Europas mittheilen. Die Sueddeutschen werden sehen,
wohin sie mit der hier und da gehegten Hoffnung auf Frankreich gekommen
waeren. England wird sehen, was die Vertraege ueber Belgien in Frankreichs
Augen zu bedeuten haben und abgesehen von der aeusseren Form dieser
unerhoerten Provocation wird auch die innere Gerechtigkeit unserer Sache
vor den Augen aller Welt klar werden. Damit wird eine grosse moralische
Macht uns zugefuehrt werden."
Der Koenig nickte zustimmend mit dem Kopfe.
"Ja, ja, darin liegt der wahre Grund dieses so lang zurueckgehaltenen
Krieges, und es kann nur nuetzlich sein, wenn alle Welt das klar
erkennt.--Ich habe auch," sagte er nach einigen Augenblicken, waehrend
eine tiefe Bewegung aus seinen Augen leuchtete, "ich habe auch daran
gedacht, unsere Waffenmacht durch eine moralische Kraft zu verstaerken
und der Begeisterung des Volkes einen idealen Halt, ein heiliges Zeichen
zu geben, zu dessen siegreichem Einfluss ich ein glaeubiges Vertrauen
habe."
Der Kronprinz und die andern Herren blickten erwartungsvoll in das
bewegte Gesicht des Koenigs.
"Ich will das eiserne Kreuz wieder herstellen," sagte der Koenig, indem
er wie unwillkuerlich die Haende faltete und einen Augenblick die Augen
niederschlug, um den feuchten Schimmer zu verbergen, der an seinen
Wimpern erglaenzte--"das wird die grossen, frommen Erinnerungen wach rufen
und die Begeisterung jener vergangenen Zeit auch der Gegenwart wieder
erwecken. Die Ritter des eisernen Kreuzes sterben aus, ich will das edle
Zeichen auch fuer Dich und Deine Generation," sagte er zum Kronprinzen
gewendet, "erhalten als ein Vermaechtniss der Erinnerung an mich und
meinen Vater."
"Und ich verspreche Dir," rief der Kronprinz in maechtiger Erregung, "dass
ich nicht ruhen und rasten will, bis ich dies heilige Zeichen mir
erkaempft habe."
Schweigend, voll Liebe und Bewunderung blickten die Minister auf den
Koenig, der noch einige Augenblicke in stillem Sinnen da sass.
Ein langer Pfiff der Lokomotive ertoente. Man fuhr in den provisorischen
Potsdamer Bahnhof ein. Bereits war die Dunkelheit des spaeten Abends
herabgesunken, der mit Blumenguirlanden geschmueckte Bahnhof war
erleuchtet, ein einfacher Kronleuchter hing an der Decke des
provisorisch hergestellten koeniglichen Wartezimmers.
Auf dem Perron erwarteten den Koenig die Spitzen der
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