aben, uns die Schuld
des Friedensbruchs aufzuladen und die oeffentliche Meinung in Frankreich
zu erhitzen, vielleicht den Kaiser zum Aeussersten zu reizen."
Finster blickte der Koenig vor sich nieder, und biss die Zaehne auf
einander, ein bitterer Zug legte sich um seinen Mund.
"Unter diesen Umstaenden," las Graf Bismarck weiter, "waere es ein
Vergessen unserer Wuerde und eine Unklugheit gewesen, keine
Vorbereitungen zu treffen. Wir haben uns bereitet den Krieg, den man uns
anbietet, anzunehmen, indem wir Jedem seinen Antheil an der
Verantwortlichkeit hierfuer ueberlassen."
Zornig trat der Koenig mit dem Fuss auf den Boden, mit dem etwas
verkuerzten Finger seiner rechten Hand fuhr er mehrfach von oben herab
ueber den Schnurrbart, wie es in Augenblicken heftiger Erregung seine
Gewohnheit war.
"General von Roon," rief er dann, als Graf Bismarck die Depesche
zusammenfaltete, zum Zeichen, dass er zu Ende gelesen.
Der Kriegsminister trat heran.
"Ich befehle die Mobilmachung der ganzen Armee," sagte der Koenig im
festen Ton, "sorgen Sie fuer die unmittelbare Ausfuehrung meiner Befehle."
"Hurrah!" rief der General-Feldmarschall von Wrangel. "Es lebe der
Koenig!"
Die Umstehenden wiederholten diesen Ruf, brausend setzte sich derselbe
weithin ueber den Platz und durch die Menschen gefuellten Strassen fort.
"Ich erwarte Sie in einer Stunde bei mir, Graf Bismarck und auch Sie,
General von Moltke, um alles weiter Erforderliche zu beschliessen," sagte
der Koenig.
Dann gruesste er mit freundlichem Ernst die Anwesenden und bestieg mit dem
Kronprinzen seinen Wagen, in welchen bereits in dichter Menge die ihm
ueberreichten Blumenbouquets gelegt waren. Langsam fuhr er durch die
jubelnden Menschenmassen nach seinem Palais, von neuen, immer lauter
anschwellenden Hurrahrufen begruesst, stieg er hier aus, trat noch einmal
auf die Rampe vor und winkte mit der Hand ueber den Platz hin.
"Bei einer solchen Begeisterung meines Volkes ist uns der Sieg sicher,
wir koennen der Zukunft ohne Furcht entgegen gehen," sagte er dann mit
bewegter Stimme, indem er sich langsam abwandte und in sein Palais
eintrat.
Lange noch blieb die Menge dicht gedraengt auf dem Platz versammelt,
immer nach dem Fenster hinblickend und jedesmal, so oft die Gestalt des
Koenigs oder auch nur ein voruebergehender Schatten dort sichtbar wurde,
in erneute Rufe ausbrechend.
Endlich trat ein Leibjaeger des Koenigs auf die Rampe hinaus, winkte einen
der
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