dort aufgestellten Schutzmaenner heran und sprach einige Worte mit
ihm.
Der Schutzmann naeherte sich den Ersten in seiner Naehe.
"Meine Herren," sagte er, "Seine Majestaet laesst bitten, nach Hause zu
gehen, der Koenig hat diese Nacht noch viel zu arbeiten."
"Der Koenig will Ruhe," ertoente es unmittelbar durch die Massen hin.
"Nach Hause! Nach Hause!"
Einen Augenblick legte sich eine tiefe Stille ueber den ganzen Platz.
Dann begannen einige Stimmen die feierliche, allbekannte Melodie des
"Heil Dir im Siegerkranz" zu intoniren.
Mit gewaltigem Klang stieg dies Lied, das in so einfach grosser Weise den
Geist der unvergesslichsten Zeit der preussischen Geschichte ausdrueckte,
zum naechtlichen Himmel auf,--dann wurde wieder Alles still.
Leise und ruhig nur in fluesternden Gespraechen sich unterhaltend,
zerstreute sich diese ganze unabsehbare Menschenmenge, um dem Koenige
Ruhe zu lassen fuer seine Arbeit, welche dem deutschen Volk in den grossen
nationalen Entscheidungskaempfen den Sieg sichern sollte.
Bald lag der ganze weite Platz im schweigenden naechtlichen Dunkel, nur
in den Zimmern des Koenigs brannte bis zum Morgen hin das Licht, welches
die Arbeit beleuchtete, in die der unermuedliche Monarch sich mit seinem
Minister und seinem Heerfuehrer vertiefte, und durch die Scheiben des
Fensters fiel der Strahl dieses Lichts in die Nacht hinaus, auf das aus
der Dunkelheit in riesigen Umrissen hervortretende Denkmal des grossen
Koenigs hin,--die Sterne des Himmels blickten in ewiger lichter Ruhe
herab auf die schlummernde Residenzstadt, welche im taeuschenden Schein
friedlicher Stille da lag, waehrend sie schon in den naechsten Tagen
Tausende ihre Soehne hinaussenden sollte, um auf blutigen Schlachtfeldern
von Neuem ihre opferfreudige Treue fuer den Koenig und das Vaterland zu
beweisen.
Neuntes Capitel.
Ernst und still sass Fraeulein Luise Challier in dem Wohnzimmer des
alten Hauses in St. Dizier. Traurige Wochen und Monate waren verflossen,
seit ihr Geliebter sie voll freudiger Hoffnung und Zuversicht verlassen
hatte. So schwer auch der Abschied von ihm sie erschuettert hatte, so
hatte sie doch in den ersten Tagen gluecklich und froh seiner gedacht;
sie hatte die Tage gezaehlt, welche er zu seiner Reise bedurfte, sie
hatte ausgerechnet, wie lange ein Brief von Hannover gehen muesse, um zu
ihr zu gelangen und hatte nach Verlauf dieser Zeit mit zweifelloser
Gewissheit, ungeduldig die Augenblicke zaehl
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