Ostsee keiner Gefahr ausgesetzt werden soll, alle frueheren
Besprechungen ueber diese Eventualitaet sind von Neuem bestaetigt worden
und es ist die volle Sicherheit vorhanden, die ganze ungeschwaechte und
ungetheilte Militairkraft nach der franzoesischen Grenze hin verwenden zu
koennen."
"Der Kaiser Alexander ist ein treuer Freund," sagte der Koenig. "Er
erkennt wie ich auch die politische Notwendigkeit, dass Deutschland und
Russland fest zusammenhalten, um gegenseitig ihre Aufgabe zu erfuellen
und ihre Zielpunkte zu erreichen. Moechten diese beiden Maechte immer
einig bleiben, dann wird Frankreich die uebermuethige Praetension aufgeben
muessen, die dominirende Rolle in Europa zu spielen."
Der Zug hielt in Coblenz. Der Koenig trat an das Fenster, nahm die
Meldung der Generalitaet entgegen und begruesste freundlich die zahlreiche
Menge, welche ihm ihr jubelndes Hurrah entgegen rief. Nach wenigen
Minuten fuhr man weiter. Depeschen auf Depeschen kamen an. Der Hofrath
St. Blanquart entzifferte unermuedlich mit lang geuebter Sicherheit deren
Inhalt aus den langen Zahlenreihen und der Geheime Legationsrath Abeken
trug dem Koenige immer neue Nachrichten vor, welche Kunde brachten von
der immer maechtiger aufflammenden Begeisterung des deutschen Volkes in
allen Gebieten des weiten Vaterlandes.
Nach einigen Stunden wurde im Salonwagen das einfache Fruehstueck des
Koenigs servirt, der Leibjaeger brachte Koerbe mit kalter Kueche und das
einfache Reiseservice.
Und einen Augenblick den Vortrag unterbrechend, ass Seine Majestaet etwas
kalten Hummer und trank ein Glas Wein, waehrend er zugleich den Geheimen
Legationsrath Abeken aufforderte, die ermatteten Kraefte nach so langer
Arbeit wieder zu ergaenzen.
Dann winkte der Koenig noch einmal dem Leibjaeger und liess sich den Korb
reichen. Er nahm ein Butterbrod und etwas kaltes Fleisch und legte es
auf einen kleinen Teller.
"Ein Glas Wein," befahl er dann.
Der Leibjaeger servirte ein Glas Bordeaux.
Der Koenig nahm es in die Hand, den kleinen Teller in die andere und so
ging er durch den Salon zum Hofrath St. Blanquart hin, der noch immer
eifrig und unermuedlich eine Zahlenreihe nach der andern dechiffrirte.
"Halten Sie einen Augenblick ein," sagte der Koenig mit freundlichem
Laecheln, "mein lieber St. Blanquart, von Chiffrezahlen kann kein Mensch
leben. Nehmen Sie hier, was ich Ihnen bringe, wir muessen uns schon ein
wenig an das Campagneleben gewoehnen."
St. Blan
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