eber Baron, liegt eine tiefe Wahrheit, und ich danke
Ihnen fuer die Idee, welche Sie mir gegeben. Je mehr man in Frankreich an
die Moeglichkeit eines Krieges glaubt, um so hoeher wird der Triumph
sein, wenn man ohne denselben dem Nationalgefuehl volle Genugtuung
schafft. Die Gelegenheit ist guenstig, um die Zaubermacht der
Marseillaise ueber die Franzosen, welche ich kenne und nach ihrem vollen
Werth schaetze, zu einer maechtigen Waffe des Kaiserreichs zu machen. Ich
werde den Befehl geben, dass man die Marseillaise erlaubt, bewirken Sie,
dass man sie singt, dass man sie in den Theatern verlangt--das Plebiscit,
die Marseillaise und ein diplomatischer Erfolg gegen Preussen--das wird
ein festes Fundament fuer den Thron Napoleon's IV--das wird die Kroenung
meines Gebaeudes sein. Senden Sie also sogleich," sagte er zum Herzog von
Gramont gewendet, "den Befehl an Benedetti, die besprochene Erklaerung
vom Koenige von Preussen zu erbitten, aber in der geschmeidigsten und
sanftesten Form; er muss sie zu erreichen suchen, ohne dass man dort der
Sache eine zu grosse Bedeutung beilegt. Er wird das koennen, wenn er den
Schritt, den wir vom Koenige von Preussen verlangen, demselben als eine
Unterstuetzung darstellt, die er mir zur Beruhigung der oeffentlichen
Meinung gewaehrt--dann wird sich Alles leicht erledigen."
Die Kaiserin trat leicht mit dem Fuss auf den Boden, ein Zug fast
hoehnischen Unmuths erschien auf ihrem Gesicht, dann aber laechelte sie
wieder und lehnte sich schweigend in ihren Fauteuil zurueck.
"Der Baron Werther kommt heute von Ems zurueck, Sire," sagte der Herzog
von Gramont, "ich werde ihm, nachdem ich die Instructionen an Benedetti
abgesendet, die Sache ganz in dem von Eurer Majestaet gegebenen Sinn
darstellen, und er wird gewiss dazu beitragen, die so wuenschenswerthe,
baldige und befriedigende Erledigung der Sache zu erreichen."
"Thun Sie das, Herr Herzog," sagte der Kaiser, "und vergessen Sie nicht,
Benedetti die aeusserste Vorsicht und die hoeflichste Geschmeidigkeit
anzuempfehlen."
"Und ich, Sire," sagte der Baron Jerome David, "werde dafuer sorgen, dass
morgen in Paris die Marseillaise erklingt,--man wird sich in Berlin
erinnern, dass es gefaehrlich ist, Frankreich entgegenzutreten, wenn
dieses Lied ueber seinen Heeren schwebt, und wenn die Tricolore und die
kaiserlichen Adler seinen Regimentern vorangetragen werden."
Beide Herren verliessen nach ehrerbietigem Gruss gegen die Majestaeten das
Cabin
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