g Theresens Anwesenheit stoerend empfand, war ihm der
lebhafte Wunsch gekommen, einmal einen Tag mit Mimi allein zu
verbringen. Aber wie sollte er das anfangen. Er durfte sie doch nicht
gradezu einladen, sie war doch immer das Ladenmaedchen seiner Tante.
Und heimlich? Freilich, das Versteckspielen hat seine Reize.
Da kam ihm der Zufall zu Hilfe. Ein verabredeter
Sonntagnachmittagsspaziergang nach der Elbschlucht, einem an der
Flottbecker Chaussee gelegenen Restaurant mit wundervoller Aussicht auf
den Elbstrom, drohte durch Theresens Kopfschmerzen in Frage gestellt zu
werden, als die Tante, durch Mimis kindlich zur Schau getragene Trauer
geruehrt, antrieb, den Spaziergang doch ohne Therese zu machen.
Es war ein herrlicher Maisonntag, als die beiden jungen Leute auf dem
Rathausmarkt die Pferdebahn verliessen, um eine Droschke erster Klasse
anzurufen. Mimi, entzueckt ueber Hermanns Gentilitaet, strahlte vor
Vergnuegen, als sie, bequem in den weichen Fond des sauberen Gefaehrts
zurueckgelehnt, wie eine Dame durch die Strassen rollte.
Sie sah allerliebst aus. Ihre volle, jugendfrische Bueste kam in dem
straff anliegenden schwarzen Jaeckchen, das sich wirkungsvoll von dem
schlichten, perlgrauen Kleid abhob, zur schoensten Geltung. Eigenhaendig
hatte ihr Hermann eine dunkelrote, halberschlossene Rose ins Knopfloch
gesteckt. Ein leichtes Strohhuetchen, nur mit weissen, duftigen Spitzen
garniert, stand ihrem frischen lachenden Gesicht vortrefflich.
Hermann, der auch seine kleinen Schwaechen besass, hatte Mimis Vorliebe
fuer das Pincenez das Opfer gebracht, sich ein solches zuzulegen, und war
nun alle paar Minuten beschaeftigt, den ungewohnten Nasenreiter mit
seinen bismarckfarbenen Haenden--er trug mit Vorliebe diese
Modehandschuhe--wieder in den Sattel zu setzen. Uebrigens verlieh diese
Gesichtszierde ihm ein vornehmeres Aussehen, und die Wenigsten suchten
gewiss in diesem distinguierten Paar einen Volksschullehrer und eine
Ladenmamsell.
Unterwegs entschloss man sich, die Fahrt, die beiden viel Vergnuegen
bereitete, etwas weiter auszudehnen, und befahl dem Kutscher, nach dem
eine halbe Stunde weiter elbabwaerts gelegenen Parkhotel zu fahren. Von
da wollte man mit einem der kleinen Elbdampfer nach Hamburg zurueckkehren
und den Tag in irgend einem Konzertgarten beschliessen.
Aber ein Blick in den Vergnuegungsanzeiger, der im Hotel auslag, hatte
Mimis Tanzleidenschaft angeregt, und in guter Laune beschlossen sie, auf
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