jedem Manne interessant.
Das in der Pension verwoehnte Maedchen hatte nach der Rueckkehr ins
Elternhaus dem Herrenkreis, mit dem sie durch ihre Familie in Beruehrung
kam, wenig Beachtung geschenkt. Lulu liess deutlich durchblicken, dass sie
hoehere Ansprueche machte, und schreckte manchen ehrlichen Bewerber ab.
Als aber auch bei ihr dann das Liebesbeduerfnis sich einstellte und sie,
der vornehmen Maske muede, Annaeherung suchte, war man in ihren Kreisen
ihrer ueberdruessig geworden.
Die Mutter war besorgt, die Tochter koennte auf diese Weise ganz leer
ausgehen. Ihr Mann aber meinte, mit neunzehn Jahren haette Lulu noch
keine so grosse Eile.
"Tid haett se, Vadder, aber'n Baron krigt se doch nich", gab die Frau zu.
"Du mit Din Baron", schalt er, "foer'n Discher is se mi to god".
"De Hugelmann waer'n flietigen Minschen", verteidigte sie sich. "De Deern
is man kruetsch".
"Kann se ok", behauptete er. "Foer'n Discher is se nich in de Pangschohn
wesen."
"Du mit Din Discher", brummte Mutter Behn.
Waehrend die Eltern ueber die Frage, ob "Discher" oder "Baron" noch
manchmal viel ueberfluessige Worte verloren, segelte Lulu bereits mit
vollen Segeln in dem Fahrwasser einer Leidenschaft, dessen Quelle weit
zurueck lag, in ihren Kindertagen entsprungen war.
Der alte Behn hatte als Polier geheiratet und damals ein bescheidenes
Haeuschen in Barmbeck bewohnt, in unmittelbarer Nachbarschaft des um zwei
Jahre frueher verheirateten, aelteren Schulfreundes Heinrich Beuthien, der
mit einer Droschke und zwei Pferden sein bescheidenes Fuhrgeschaeft
eroeffnet hatte.
Hier hatten die Kinder, der zehnjaehrige Wilhelm und die neunjaehrige Lulu
im taeglichen Verkehr Freundschaft geschlossen, die die ersten
Trennungen, durch Wohnungsveraenderungen bedingt, ueberstand, bis
allmaehlich der intelligentere, vom Glueck beguenstigte Behn einen zu
weiten Vorsprung vor seinem frueheren Schulkameraden gewann und "das
Pensionsfraeulein" dem "Droschkenkutscher" entfremdet wurde.
Als nun der Zufall beide Familien wieder in einer Strasse vereinigte, war
die einstige Vertraulichkeit zwischen den Eltern laengst erkaltet. Die
Vaeter begruessten sich noch gewohnheitsmaessig mit Du, nannten sich aber
nicht mehr beim Vornamen, wie sonst.
Lulu war natuerlich fuer den Spielkameraden aus der Barmbecker Zeit jetzt
das Fraeulein Behn, wie er fuer sie Herr Beuthien.
So peinlich ihr diese Nachbarschaft war, die auch der alte Behn nur aus
zwinge
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