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allem das Gegenteil. Sie zeigte unueberwindliche Abneigung gegen jedes Lernen, aber alle Talente der Mutter zum Hauswesen. Hoch aufgeschossen, kraeftig, kerniger als die Mutter, arbeitete sie, wenn es galt, mit dem Dienstmaedchen um die Wette. Gab es nichts zu scheuern, putzen, spuelen oder schrapen in der Kueche, so spielte sie lieber auf der Strasse mit ihren Altersgenossen, am liebsten mit den Knaben, als hinter den Schulbuechern zu sitzen. Der Vater, der sich vom einfachen Maurergesellen zum Hausbesitzer hinaufgearbeitet hatte, war vernuenftig genug, die Kleine, ihren Neigungen und Faehigkeiten entsprechend in die Volksschule zu schicken. "Die wird noch mal 'ne fixe Koeksch," pflegte er zu sagen. "Jeder nach seiner Art." Trotzdem blickte er mit Stolz auf seine gebildete Tochter. Mit der wollte er hoeher hinaus. Schon zweimal haette Lulu eine anstaendige Partie machen koennen, aber beide Freier waren kleine Handwerker, Anfaenger, und der alte Behn wollte fuer seine Lulu einen "Herrn". Gluecklich war er, wenn ihm das Maedchen vorspielte. Das Blumenlied von Gustav Lange, der Kusswalzer von Strauss und die Ouverture zum "Kalifen von Bagdad" waren seine Lieblinge und Lulus Parforcestuecke. Diese und zwei oder drei andere hatte sie aus der Pension mit nach Hause gebracht und seitdem nur noch Ludolf Waldmanns gerade populaer gewordenes Lied "Fischerin, Du kleine" hinzugelernt, Paulas Leiblied, zu dem sie jedesmal zu Lulus Aerger den Text mit ihrer hellen, blechernen Kinderstimme heruntersang, eine Liebhaberei, die sie mit Anna, dem Dienstmaedchen, teilte. Lulu war trotz der Pensionserziehung im Grunde ordinaer geblieben. Auf dem Niveau ihres musikalischen Geschmacks stand ihr ganzes Seelenleben. Sie kleidete sich mit einem Hang zum Auffaelligen und sah infolge ihrer Traegheit und Unordnung in jedem neuen Kostuem bald schlampig und gewoehnlich aus. Gefallsuechtig, trug sie doch eine gewisse Nonchalance in Betreff ihrer aeussern Erscheinung zur Schau. Sie wusste, dass sie huebsch war und auch ohne tadellose Toilette die Augen der Maenner auf sich zog. Ihre mittelgrosse, wohlproportionierte Figur mit den schwellenden, etwas zur Ueppigkeit neigenden Formen, der zarte, rosige Teint mit dem feinen Sommersprossengesprenkel, die zierliche, gerade Nase, die blauen, eigenartig verschleiert glaenzenden Augen, das satte Blond ihrer Haare und vor allem der sinnlich muede, luesterne Ausdruck ihres Gesichtes machten sie
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