m Neffen und ihrem Ladenmaedchen
nicht blind gegenueber. Es amuesierte sie. Eine unschuldige Kurmacherei,
die zu nichts Ernstlichem fuehren wuerde. Keinem wuerde das Herz dabei
brechen, am allerwenigsten dem Maedchen. Uebrigens wollte sie
gelegentlich mit Hermann darueber reden.
Therese hatte das Buch in Empfang genommen und blaetterte mechanisch
darin.
"Mimi wird sich freuen", sagte sie und legte es vor sich auf die
Naehmaschine.
"Und Du?" fragte Hermann.
"Du weisst, ich schwaerme fuer Gedichte".
"Und nun gar Liebesgedichte", scherzte er. "Einen ganzen Band voll
Liebe."
Sie wurde auf einmal sehr rot und machte sich an den paar kuemmerlichen
Geranienpflanzen zu thun, die in irdenen Toepfen auf dem Fensterbrett
standen.
"Werft doch die elenden Stoecke fort", schalt er. "Es kommt doch nichts
darnach."
"Sie wollen nicht gedeihen, zu wenig Sonne", antwortete sie.
Sie hatte wieder ihre gewoehnliche, gelbblasse, kraenkliche Farbe.
Zu wenig Sonne. Er fing dies Wort auf. Sie war ihm nie so schwaechlich
vorgekommen, wie in diesem Augenblick.
"Ihr geht doch spazieren nachher?" fragte er. "Das Wetter ist so milde.
Sitzt nur nicht wieder den ganzen Tag hier im Keller."
"Du kennst ja die Tante", entschuldigte sie.
"Luft und Licht sind Euch beiden noetig ", eiferte er. "Also steckt die
Nase man mal hinaus."
Er reichte ihr die Hand zum Abschied.
"Willst Du schon gehen?" fragte sie bedauernd, mit aufrichtiger
Betruebnis.
"Meine Freunde warten", erklaerte er.
"Kommst Du bald wieder?" bat sie.
Er versprach es.
"Adieu, liebe Tante", rief er ueber den Korridor in die Kueche hinein, wo
die Wittfoth mit Messern und Gabeln klapperte.
Therese gab ihm das Geleit bis an die Thuer. Lange sah sie ihm nach.
Auf ihren Platz am Fenster zurueckgekehrt, las sie im Liebesfruehling,
brockenweise, hier ein Gedicht, dort eine Strophe, ohne ganz bei der
Sache zu sein.
Sie wusste ja, das Buch war eigentlich fuer Mimi bestimmt.
Mimi und Gedichte!
Was waren der alle schoenen Gefuehle und erhabenen Gedanken. Was war ihr
ueberhaupt Hermann. Nichts mehr, als jeder andere heiratsfaehige
Kurmacher.
Mimi war ein gutes Maedchen, aber leicht und oberflaechlich. Und
anspruchsvoll war sie.
Wie hatte sie sich gestern alle Aufmerksamkeiten als selbstverstaendlich
gefallen lassen. Und Hermann war doch kein Kroesus.
Therese hatte tausend Gruende gegen eine Verbindung zwischen ihrem Vetter
und Mimi, denn sie l
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