Herren
auf sich. Auch Herrn Pohlenz begruesste man von weitem. Hermann, um nicht
aus dem Felde geschlagen zu werden, hatte seine Liebenswuerdigkeit
verdoppelt und zuletzt, noch vor dem Schluss des Konzertes, die Maedchen
zu einem kleinen Souper in einem benachbarten Restaurant eingeladen, wo
man vorzueglich ass und vor allen Dingen ungestoert geniessen konnte.
Vielleicht bestimmte dieser letzte Umstand ihn besonders. Es war
jedenfalls die einfachste und nobelste Art, sich seiner Konkurrenten zu
entledigen.
Die Wittfoth hatte den froehlichen Berichten der Maedchen nichts
entgegenzusetzen. Ihr Erlebnis mit dem jungen Beuthien brannte ihr auf
der Zunge. Es prickelte sie, aber sie wusste nicht den rechten Ton zu
finden und begnuegte sich, eine grosse Zufriedenheit zu erheucheln, dass
sie doch einmal einen ruhigen, ungestoerten Nachmittag ganz fuer sich
allein gehabt haette. Zuletzt aber musste sie doch wenigstens so viel
verraten, dass der junge Beuthien sich einen neuen Kragen gekauft hatte.
"Der schoene Wilhelm?" fragte Mimi mit lachendem Spott.
"Ist er eigentlich so schoen?" meinte Therese, waehrend die Tante, ohne
auf dies Thema einzugehen, eifrig die Tassen abraeumte, mit mehr
Geklapper, als sonst ihre Art war.
Mimi erklaerte Beuthien fuer einen ganz ansehnlichen Mann. Fuer Koechinnen,
setzte sie hinzu, und liess durchblicken, dass ihre Ansprueche hoeher
gingen. Therese fand etwas Rohes in seinen Zuegen und lobte dagegen das
ehrliche, gutmuetige Gesicht seines Vaters.
Mimi war der zweite Festtag frei gegeben worden, ihre Verwandten in
Bergedorf zu besuchen. Sie machte sich frueh auf den Weg, und Nichte und
Tante blieben allein.
Hermann kam am Nachmittag auf eine Viertelstunde, um zu fragen, wie den
Damen der gestrige Abend bekommen sei. Er war heute, da das Wetter
freundlich geworden war, so nobel gekleidet, wie Mimi sich ihn gestern
gewuenscht hatte. Man sah und hoerte ihm an, wie gluecklich ihn die
Erinnerung an den vergangenen Tag machte. Er brachte drei kleine
Bouquets, je eine Rose von Veilchen umgeben, ueberreichte, anscheinend
wahllos, der Tante die Theerose, Therese eine weisse und bestimmte die
uebrig bleibende tiefrote fuer "Fraeulein Kruse".
Auch ein Buch, von dem er dem Maedchen gesprochen hatte, lieferte er ab:
Rueckerts Liebesfruehling.
"Liebesfruehling und Veilchenbouquets. Da kann man sich ja ordentlich was
auf einbilden", meinte die Wittfoth.
Sie stand dem Verhaeltnis zwischen ihre
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