ast im
Ferienheim, richtiger gesagt Bauernknecht auf dem Forellenhofe.
Sechseinhalb! Es war noch ganz dunkel in der Stube. Und kalt war es. Ein
feiner Regen spritzte ans Fenster. Jetzt waere es wohlig, noch eine oder
zwei Stunden zu schlafen. Ach, bloss noch ein paar Minuten! Sacht beginnt
"Gottfried" wieder einzuschlafen. Aber in dem Augenblick, da sich das
Bewusstsein vom letzten Faden loesen will, schrickt er auf und springt mit
beiden Beinen aus dem Bett. Er wird sich doch nicht von dem Barthel - dem
Bauern - einen Meldezettel an den Arzt schreiben lassen wie ein
Schuljunge, der was "pexiert" hat, von seinem Lehrer. Dieser Barthel ist
ein ganz netter Kerl, aber er "klemmt" einen sofort, falls man ueber die
Hausordnung hinweggeht. Und es ist so bloed, sich dann beim Doktor
entschuldigen zu muessen. Unglaublich, wie leicht ein Mensch in die alten
Pennaeleraengste zuruecksinken kann. Also aufstehen! Beim Anziehen haelt man
sich hier nicht lange auf, es ist zu kalt in der Bude. Auch das
Waschwasser ist kalt. Warmes muesste extra verordnet werden. Und man schaemt
sich hier unglaublich, wenn man so etwas wie verfeinerte Beduerfnisse
erkennen lassen will. Es passt nicht zu einem, wenn man Gottfried Stumpe
heisst. Eigentlich war's doch schoen im Traume, so ploetzlich zu Hause zu
sein. Wie sie alle zaertlich und besorgt waren und nach den Augen schauten,
ob da ein Wunsch abzulesen sei. Hier war das anders, hier hiess es nicht
wuenschen, sondern gehorchen. Ein Wunder war's ja nicht, wenn man manchmal
ein bisschen Heimweh hatte, zumal man fast gar nichts von Hause erfuhr.
Gestern war eine Postkarte gekommen, nach sechs Wochen die erste
Nachricht. "Lieber Mann! Bei uns sind alle wohl, und es ist alles in guter
Ordnung. Wir denken Deiner in Liebe und haben nur den einen Wunsch, dass Du
Dich voellig erholst. Mit treuen Gruessen Dein Weib und Deine Kinder." Das
war alles. Es war ja eigentlich genug, es war ganz nach dem Herzen der
Kurdirektion; aber Details fehlten gaenzlich. Ob nun Fritzchen im
Griechischen auf das volle "Genuegend" gekommen war, ob Lenchen waehrend der
Ferien zum Grossvater reiste, ob der Kollege Neumann sich wirklich den
Adlerorden erschlichen hatte, wer Stadtverordnetenvorsteher geworden war,
wie die Elektrizitaetsaktien standen - ah, kein Wort! Das ging ihn
wahrscheinlich nichts an, ihn, den Knecht Gottfried Stumpe. Auf die
gewohnte Anrede "Herr Amtsgerichtsrat" hatte er beinahe voellig vergessen.
Sie war ihm
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