fgegeben; der Dackel hat es so verbellt und
verheult, dass ihr die Drahtkommode zur Unmoeglichkeit wurde.
Allen den sehr nervoesen Herren, die zu mir kommen und von denen ich weiss,
dass sie trotz ihrer krankhaften Gereiztheit draussen in der Welt als
Richter oder Examinatoren auf arme Opferlaemmer losgelassen werden,
verordne ich einen Dackel und bitte sie, sich seiner kuenftighin auch vor
ihren Amtshandlungen zu bedienen. Ich denke dabei an die Wirkung milde
ableitender Mittel. Einer, der einen Hund gestreichelt hat, kann keinen
Menschen ohne aeusserste Not zu Boden schlagen, auch wenn seine Nerven noch
so ruiniert sind.
Ferien vom Ich!
Das ist so die fieberstillende Wirkung der "krummbeinigen Medizin". Aber
der Dachs wirkt auch staerkend und aufbauend.
Einer, der an keine Treue auf der Welt mehr glaubte, bekam einen
Dachshund. Nach acht Tagen sagte er mir, der Dackel sei, wie alle
Kreaturen, ein "untreues Luder". Er gehe ihm stets durch die Lappen, immer
seinem tierischen Instinkt nach, geradeso, wie es die Menschen taeten! Vier
Wochen darauf war der Mann bekehrt. Er sagte mir:
"Bis ich am Hang am Berge bin, ist der Dackel in alle Winde. Aber wenn ich
zwei Stunden dort oben gesessen habe, kommt der Hund zu mir mit
schmutzigen Pfoten und lehmiger Schnauze. Und es ist mir, als ob er
treuherzig sagte: Liebes Herrchen, es gibt zwar noch tausend Mauseloecher,
in die ich schnuppern moechte, aber es ist doch am schoensten bei dir! Das
ist immerhin eine gewisse Treue!"
Endlich verordne ich einen Dackel allen denen, die ein gespreiztes,
hoffaertiges Gebaren haben, denen, die "sich tun", wie die Leute sagen. Es
sind ihrer sehr viele. Wer "tut sich" heutzutage nicht? Der Dichterling,
der reiche Kaufmann, der Herr Beamte, das ganze Weibsvolk. Bindet ihnen
nur einen Dackel ans Bein, der sie an den Hosen oder am Humpelrock zerrt,
gleich ist ihre Hoheit dahin.
Man kann nicht geziert, nicht unnatuerlich tun und sein, wenn man mit einem
Dackel geht. Das rustikale Viehzeug verdirbt allen aufgeblasenen Stil,
zerrt einen widerwillig in die Natuerlichkeit zurueck.
Gewiss, der Dackel ist ein stobiger Philister, ein taeppischer Biedermeier,
ein Kleinbuerger, aber auch ein Nihilist gegen alle Gespreiztheit, ein
genialer Spoetter.
Ich wuesste nicht, warum ich ihn nicht als ein Heilmittel gegen mancherlei
Gebrechen unserer Zeit in unseren Kurplan einsetzen sollte!
IN DER GENOVEVENKLAUSE
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