am meisten. Aber auch der frueher so rosige
Teint war verloren; die Haut schimmerte blass und feucht; die Kinderaugen,
die so uebermuetig blitzen und lachen konnten, hatten wohl ihre wunderbare
Schoenheit noch, aber sie blickten muede und traurig.
Waehrend wir so gingen, sprach ich ueber harmlose Dinge, ueber die Ernte,
ueber Vater Barthel. Sie gab kurze Antworten, blieb immer einen Schritt
hinter mir und vermied es, mir ins Gesicht zu schauen. Als wir an den
schmalen Pfad kamen, atmete sie ersichtlich auf. Jetzt konnten wir nicht
mehr nebeneinander gehen. Sie bestand darauf, dass ich voranschritt.
So kamen wir zur Klause. Hoch ragte das Bild des Erloesers, und ich dachte
an jenen kalten Wintertag, da ich grausam zu dieser Frau gewesen war und
mir nachher der milde Freund Mariens von Magdala einfiel. Heute wollte ich
nicht grausam sein. Diese Frau war so muede, so geschlagen; sie brauchte
keine Strafe mehr.
"Magdalena", sagte ich, "ich habe gehoert, dass Sie gern mit unserer kleinen
Luise gespielt haben. Das Kind ist viel auf dem Forellenhof. Wird es Ihnen
hier nicht fehlen?"
Sie seufzte schwer.
"Ja, es wird mir fehlen. Aber auf dem Forellenhof nimmt es jetzt meist das
junge Fraeulein, die Baerbel, und mir hat Luise versprochen, dass sie mich
alle Tage besuchen will. Sie spielt gern mit dem Reh."
"Und Sie haben dem Kinde auch viele Geschichten erzaehlt?"
"Ja, sie hoert gerne Maerchen."
"Haben Sie auch mit ihr gelesen, geschrieben und gerechnet?"
"Ja, ich tue das sehr gern."
"Hm."
Ich machte eine Pause.
Dann sagte ich:
"Das Kind ist ja bald hier, bald dort, und es soll sich auch weiterhin
austoben. Aber als staendiges Unterkommen haette ich fuer die Kleine gern ein
stilles Heim. Wenn es Ihnen recht ist, Magdalena, gebe ich Luise zu Ihnen
in Pflege."
Da schrie sie kurz und jaeh auf.
"Herr Doktor, wenn Sie das tun, erweisen Sie mir eine grosse Gnade!"
Ich sah ihr in die flammenden Augen und sagte: "Ich werde es tun."
Nun fasste sie mich an den Haenden; ihr ganzer Koerper bebte.
"Eine Gnade!" wiederholte sie. "Ich bin so verlassen, und ich habe das
Kind so lieb!"
Sie liess mich los, legte einen Arm ueber die Augen, trat ein wenig zurueck
und stand so ein Weilchen still da. Ploetzlich begann sie bitterlich zu
weinen.
"Was ist Ihnen, Magdalena?"
"Es geht nicht; es geht nicht!" schluchzte sie; "wenn Sie - wenn Sie
wuessten, wer ich bin, wuerden Sie mir das Kind nicht uebergeben.
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