dhimmel.
DIE SCHLACHT BEI WALTERSBURG
Jeder deutsche Kurort hat seine "Sensation der Saison", so wie jedes
Affentheater seine "groesste Attraktion der Gegenwart" hat. Auch unser
Ferienheim hatte seine Sensation.
Anton, der aelteste Sohn des Waldschulzen, will Pauline, die aelteste
Tochter des Forellenbauern, heiraten, und es hat sich darum eine heisse
Schlacht entsponnen.
Die Sache hat eine romantische Vorgeschichte gehabt. Das jungfraeuliche
Herz Paulinens pendelte. Es pendelte zwischen unserem Schulzensohne und
einem jungen Gastwirt aus Neustadt hin und her, und so gerieten die beiden
Kavaliere in die uebliche Rivalenwut und vergerbten sich bei guter
Gelegenheit die beiderseitigen Felle. Bis dahin waere alles in Ordnung
gewesen; aber nun mischte sich Piesecke ein und brachte romantischen
Schwung in die Geschichte. Piesecke war eines Sommertags in Neustadt
gewesen und hatte sein Roesslein in der kleinen Ausspannung des dortigen
Paulinenverehrers untergestellt. Von ungefaehr hatte er dann von der
Sommerlaube im Gaertchen aus das Gespraech zweier Neustaedter Burschen
belauscht, die sich verschworen, mit ihrem Freund, dem Gastwirt, und noch
zwei anderen am naechsten Mittwoch gen Waltersburg zu ziehen, und falls sie
in der Daemmerung am Gartenzaun des Forellenbauern den Schulzensohn im
traulichen Gespraech mit Pauline erwischten, diesen greulich zu verbleuen,
auch sonst an umherschweifendem Burschenvolk des verhassten Waltersburg ihr
Muetchen zu kuehlen.
Als Piesecke solches hoerte, kam sein fuerstliches Blut in Wallung.
(Piesecke stammt aus einer Heldenfamilie. Sein Urgrossvater hatte als
General in fuenf Treffen gegen Napoleon I. nicht gesiegt!) Waehrend er nun
gen Waltersburg heimfuhr, entwarf Piesecke einen Feldzugsplan, wie dem
Anschlag der Neustaedter siegreich zu begegnen und die Ehre Waltersburgs zu
retten sei. Er warb zunaechst ein Heer. In dasselbe traten mit grosser
Begeisterung ausser dem Schulzensohn der Komponist Emmerich sowie der Maler
Methusalem vom Forellenhof, auch der Saenger Hagen Korrundt, der immer noch
bei uns nachtwaechterte, und die gegenwaertigen Insassen unserer
Raeuberhoehle. Diese letzteren waren vier fragwuerdige Gestalten, die sich
Schinderhannes, Karaseck, Jaromir und Moor nannten, ein faules,
unordentliches Leben fuehrten und nun froh waren, dass sie einmal etwas
Rechtes zu tun bekamen. Acht Mann und er, Piesecke, als Anfuehrer gegen
fuenf Neustae
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