cht; nein, er sah gar zu vornehm aus. 'Ich
wollte nur gefaelligst fragen, ob Ew. Exzellenz mit Ihrem Logis
zufrieden seien?' hub ich an.
"Er stand auf, fragte mich, ob ich Madame waere, holte mir,--denken
Sie sich, so artig, als waere ich eine polnische Prinzess,--einen Stuhl
und lud mich zum Sitzen ein. Es ist erstaunend, was der Herr
freundlich sein kann; aber man sieht ihm doch an, dass es nicht so
recht von Herzen gehen will.
"An dem Logis hatte er gar nichts auszusetzen, und auch die Strasse
gefiel ihm. Das Gespraech kam auf die Nachbarschaft und auch auf
Praesidents Haus; ich erzaehlte ihm von dem wunderschoenen Fraeulein, die
erst aus der Pension gekommen, und wie sie so gut und liebenswuerdig
sei, von dem alten Herrn drueben, und dass die gnaedige Frau schon lange
tot sei, und ich hatte mich so ins Erzaehlen vertieft, dass ich gar
nicht merkte, wo die Zeit hinging, und statt ihn auszufragen, hatte
ich die Gelegenheit so dumm verplaudert!"
"Schade! Jammerschade!" lachte Berner ueber die sprachselige Wirtin.
"Und wie gut der Herr ist! Denken Sie sich nur, hinten im Garten, wo
es nun freilich zu jetziger Jahreszeit nicht mehr schoen ist, sitzt
mein Luischen,--das Dingelchen ist jetzt acht Jahre und schon recht
vernuenftig,--sitzt es im Garten und weiss nicht, dass ein so vornehmer
Herr hinter ihm steht. Ich war in der Kueche und sah alles mit an;
mein Luischen kann allerhand schnackische Lieder, auch ein
schwaebisches, ich weiss nicht, wer sie es gelehrt hat; wie nun der
Graf hinter ihr steht, faengt der Unband an zu singen:
"''n bissel schwarz und 'n bissel weiss,
'n bissel polnisch und 'n bissel deutsch,
'n bissel weiss und 'n bissel schwarz,
'n bissel falsch ist mei Schatz!'
"Ich glaube, ich muss vor Scham in den Wurstkessel springen, dass mein
Kind so ungebildetes Zeug singt; was musste nur der Graf von meiner
Erziehung denken! Ihm aber schoss das helle, klare Schmerzenswasser in
die Augen; er bog sich nieder, nahm das Dingelchen auf den Arm,
herzte und kuesste es; dass mir bruehsiedheiss wurde, und fragte, wo sie
das Liedchen her habe.
"Das Kind weiss vor Schrecken gar nicht zu antworten; mein Herr Graf
aber langt in die Tasche, kriegt einen blanken Taler heraus und
verspricht, wenn es das Verschen noch einmal deutlich sage und
zweimal singe, so bekomme es den Taler. Ich haette ihm befehlen moegen,
wie ich haette moegen, es haette nicht gesungen. Der Taler aber tat
seine Wirkung;
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